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Verkehr

A9-Ausbau für TU Graz „alternativlos“

Berechnungen der Technischen Universität (TU) Graz haben ergeben, dass das Verkehrsaufkommen im Süden von Graz weiter steigen wird – trotz des „Öffi“-Ausbaus in diesem Bereich. Daher sei eine Verbreiterung der Pyhrnautobahn aus verkehrswissenschaftlicher Sicht notwendig.

Pläne für die Verbreiterung der Pyhrnautobahn (A9) von Graz-West bis Wildon auf drei Fahrspuren pro Richtung gibt es schon lange. Das Verkehrsministerium unter der Führung von Leonore Gewessler (Grüne) hat dieses Bauvorhaben im Herbst 2021 vorerst auf Eis gelegt – mehr dazu in Stopp für A9-Ausbau (25.11.2021).

Das Land Steiermark hat daraufhin bei der TU Graz eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit dem Verkehrsgeschehen im Süden von Graz beschäftigt. Am Montag wurden die Ergebnisse präsentiert. Demzufolge ist ein Ausbau der A9 „alternativlos“, wie Landesbaudirektor Andreas Tropper zusammenfasste.

Ministerium will Eindämmung des Bodenverbrauchs

Am Ausbau der A9 hatten die Autobahngesellschaft ASFINAG sowie das Land Steiermark bis 2021 bereits gearbeitet, doch dann wurde den Plänen ein vorläufiges Ende gesetzt. Der Grund dafür sei die Eindämmung des Bodenverbrauchs, hieß es damals aus dem Verkehrsministerium: „Hier bedarf es jedenfalls einer umfassenden Prüfung der Verkehrsentwicklung nach dem bereits eingeleiteten Ausbau der ‚Öffi‘-Alternativen.“ Die wissenschaftliche Prüfung der Verkehrsentwicklung wurde nun von der TU Graz und der Trafility GmbH vorgelegt.

Trotz des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs – unter anderem mit Koralmbahn, zusätzlichem Busverkehr und GKB-Elektrifizierung – werde der Verkehr auf der A9 südlich von Graz bis 2040 zunehmen. Derzeit sei der Abschnitt zu 103 Prozent ausgelastet, 2040 werden es laut den Berechnungen von Martin Fellendorf, Leiter des Instituts für Straßen- und Verkehrswesen an der TU, sogar 108 Prozent sein.

„Öffi“-Nutzung und Autobahnnutzung sollen steigen

Die Berechnungen fußen auf simulierten Verkehrsbewegungen von heute und in der Zukunft, die angesichts der Bevölkerungsentwicklung und anderer Parameter zu erwarten sind. Außerdem wurden auch Mobilfunkdaten der vergangenen fünf Jahre ausgewertet und eingearbeitet.

Derzeit weichen ortskundige Verkehrsteilnehmer immer wieder auf das niederrangige Straßennetz aus und fahren somit durch Ortschaften. Das dürfte ohne den Ausbau der A9 weiter zunehmen, so die Prognose. Berechnet wurden auch die Auswirkungen auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Mit Stand 2022 liegt der ÖV-Anteil bei 20 Prozent. Dieser wird bis 2040 auf rund 25 Prozent anwachsen, wobei es laut der Studie beinahe egal ist, ob mit oder ohne Ausbau der A9. Die Berechnungen ergaben nur wenige Prozentpunkte Unterschied. Mit dem Ausbau würde der Ausweichverkehr jedenfalls wieder mehr auf die Autobahn zurückkehren und die Bewohner der Ortschaften entlasten.

Landespolitik will Ausbau

„Das Ergebnis macht klar, dass die dritte Spur in beide Richtungen praktisch alternativlos und notwendig ist“, sagte Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP). Die Ergebnisse der Studie seien für ihn nicht überraschend, denn der Süden von Graz sei eine dynamische Region. Der Studie zufolge wird das Bevölkerungswachstum in dem Gebiet bis 2040 noch um mehr als zwölf Prozent zunehmen.

Drexler und der für Verkehr zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) wollen nun „mit Nachdruck auf Bundesebene“ für den Ausbau der A9 kämpfen. Auch die steirische FPÖ sprach sich erneut klar für den Ausbau aus. Die Grünen hingegen kritisierten in einer Aussendung die „Asphalt- und Betonstrategie“ der Landesregierung.