Justizanstalt Karlau
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Chronik

IS-Terrorist war Teil eines Netzwerks

Jener IS-Terrorist, gegen den die Staatsanwaltschaft Graz eine Anklage wegen versuchter Anstiftung zu Anschlägen eingebracht hat, war ungeachtet seiner Inhaftierung Teil eines Terrornetzwerks. Er soll in mehreren Gefängnissen hautnahen und persönlichen Kontakt zu anderen Terroristen gehabt haben.

Der junge Mann wurde bereits 2018 zu neun Jahren Haft verurteilt. Der Terrorist der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) soll von seiner Zelle in Graz aus mit dem Handy Anschlagspläne verfolgt haben – mehr dazu in IS-Terrorist: Anschlagspläne im Gefängnis.

Der Mann war ungeachtet seiner Inhaftierung Teil eines Terrornetzwerks. Gerade weil sich der 24-Jährige seit Jänner 2017 durchgehend in Haft befindet, hatte er in mehreren Gefängnissen Kontakt zu anderen Terroristen – hautnah und persönlich.

In Haft weitere Radikalislamisten kennengelernt

In der Justizanstalt Stein, wo er nach seiner rechtskräftigen Verurteilung zu neunjähriger Haft einsaß, lernte er einen aus Georgien stammenden Radikalislamisten kennen, der zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal wegen terroristischer Straftaten verurteilt worden war.

Die Hafträume der beiden Männer lagen direkt nebeneinander, sodass sich die beiden rechtskräftig abgeurteilten IS-Terroristen näher kennen und schätzen lernten. Sie sollen über die geöffneten Zellenfenster miteinander geplaudert haben und Hofspaziergänge und gemeinsame Gebete zu intensivem Gedankenaustausch genutzt haben. Sie teilten sich sogar ein illegal beschafftes Handy, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) später herausfand.

Von Stein nach Graz verlegt

Um den Kontakt zu anderen mit terroristischem Gedankengut infiltrierten Insassen zu verhindern, wurde der 24-Jährige im Jänner 2020 von Stein nach Graz verlegt. In der Justizanstalt Karlau wurde er als Hausarbeiter beschäftigt und bildete mit zwei anderen Hausarbeitern offenbar eine Art „Terrorzelle“.

In sozialen Netzwerken Propaganda verbreitet

Er lernte weitere verurteilte Anhänger des IS kennen, darunter einen zu lebenslanger Haft verurteilten Mann, der als Hamas-Anhänger gilt. Der Hamas-Anhänger und der IS-Mann dürften sich auf Anhieb gut verstanden haben. Sie besuchten sich regelmäßig in ihren Hafträumen und nutzten abwechselnd zwei auf Instagram bzw. Telegram angelegte Profile zur Verbreitung terroristischer Propaganda.

Doch damit nicht genug. Der 24-Jährige soll dem „Lebenslangen“ auch eine Anleitung zum Bombenbasteln übermittelt haben. Anfang August 2020 wurden bei einer Durchsuchung der Zellen Gegenstände gefunden, die vermutlich zum Bauen einer Sprengvorrichtung dienen sollten.

Jener aus Georgien stammende Radikalislamist, mit dem sich der 24-Jährige in der Justizanstalt Stein anfreundete, sei bereits nicht mehr in Österreich. Er sei Gegenstand einer „Gefährdungsmeldung“ gewesen und nach im Februar 2023 nach Georgien abgeschoben worden.