Suchtmittelgesetz
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Chronik

Kindern Cannabis angeboten: Arzt verurteilt

Ein steirischer Arzt ist am Freitag im Grazer Straflandesgericht wegen mehrerer Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz verurteilt worden. Er soll drei seiner vier Kinder Cannabis angeboten bzw. überlassen haben. Er war bereits wegen eines anderen Delikts verurteilt.

Der Angeklagte war wegen Quälens und Vernachlässigens seiner Kinder bereits 2019 zu einer bedingten Haft- und einer Geldstrafe verurteilt worden Kinder gequält: Oststeirischer Arzt verurteilt (11.Juli 2019).

Die Suchtgiftsache wurde im vorigen Verfahren ausgeschieden. Eine zusätzliche Strafe verhängte der Richter diesmal nicht.

Urteil aus vorigem Prozess bereits rechtskräftig

Der Fall des praktischen Arztes zieht sich seit schon seit Jahren hin: 2017 musste er sich bereits vor Gericht verantworten, wurde aber vom Vorwurf, seine Kinder gequält zu haben, freigesprochen. Das Urteil wurde aufgehoben, 2019 erfolgte die zweite Auflage, diesmal mit einer Verurteilung. Vier Monate bedingte Haft und 1.920 Euro Strafe lautete das zweite Urteil. Das Oberlandesgericht erhöhte Ende 2020 bei der Berufungsverhandlung die Strafe auf 7.200 Euro. Eine Verurteilung wegen des Waffengesetzes kam noch dazu, das alles ist mittlerweile rechtskräftig.

„Wollte Kinder nur testen“

Aus dem Verfahren war der Suchtgiftteil ausgeschieden worden, den sich nun Richter Hanspeter Draxler vornahm. Laut Angaben der Kinder des Angeklagten habe er ihnen Marihuana angeboten. Einmal telefonisch, einmal ein Kraut in einem Plastiksackerl, das die Tochter genommen und geraucht haben soll. „Ihr ist schlecht geworden“, schilderte der Arzt und lachte.

Seinen Angaben zufolge befand sich in dem Sackerl Käsepappeltee mit Pfefferminzblättern. „Ich wollte meine Kinder nur testen“, lautete seine Rechtfertigung, immerhin habe es mit einer Tochter große Probleme wegen ihrer Drogensucht gegeben. „Ist das nicht ungewöhnlich, dass man als Vater seinen Kindern anbietet, etwas zu besorgen, wenn man vermutet, dass sie ein Drogenproblem haben? Warum haben Sie nicht gesagt, sie sollen das lassen?“, wunderte sich der Richter. „Die hätten mich nur ausgelacht“, antwortete der Arzt.

„Die Kinder sagen, er hat ihnen Cannabis angeboten und selbst konsumiert. Dass dahinter eine große Intrige steckt, ist wohl nur eine Behauptung“, war Staatsanwalt Christian Kroschl überzeugt. „Ich habe mit Drogen nichts am Hut“, betonte der Angeklagte.

Richter glaubt Kindern: Arzt verurteilt

Der Richter hielt die Aussagen der Kinder für glaubwürdig und verurteilte den Arzt. Von der Verhängung einer Zusatzstrafe sah er ab, es blieb also bei vier Monaten bedingt und 7.200 Euro für das Quälen und Vernachlässigen der Kinder, den Verstoß gegen das Waffengesetz und die Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz. Der Beschuldigte erbat sich drei Tage Bedenkzeit, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, damit ist das Urteil nicht rechtskräftig.