Gericht Graz
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Chronik

Home-Invasion: Haftstrafen und Vertagung

In Graz mussten sich ab Donnerstag acht Männer wegen eines brutalen Raubüberfalls in Stattegg vor Gericht verantworten: Im Dezember drangen maskierte Männer in das Haus einer 55 Jahre alten Steirerin ein; sie fesselten die Frau und stahlen anschließend einen Tresor und wertvolle Münzen aus einem Hasenstall.

Angeklagt waren acht Männer; einer hatte es vorgezogen, erst gar keinen Kontakt mit seinem Anwalt aufzunehmen und blieb dem Prozess fern – er wurde im Lauf des Vormittags von der Polizei zu Gericht gebracht.

Am Nachmittag wurden vier Männer bereits verurteilt. Einer der Hehler bekam aufgrund seiner Vorstrafen 15 Monate unbedingt, der zweite zehn Monate bedingt. Für falsche Zeugenaussagen gab es für zwei weitere Beschuldigte zwei bzw. sechs Monate bedingt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Das Verfahren gegen die vier verbleibenden Angeklagten wurde vertagt.

„Keine unbeschriebenen Blätter“

Es dauerte am Vormittag geraume Zeit, bis alle Generalien überprüft waren, da alle Angeklagten laut dem Staatsanwalt „keine unbeschriebenen Blätter“ sind. Zahlreiche Vorstrafen wurden aufgelistet, mitunter entspann sich diesbezüglich eine rege Diskussion mit der Richterin.

Dann beschrieb der Ankläger die „verabscheuungswürdige, widerliche Tat“, die sich im Dezember 2022 in Stattegg nördlich von Graz ereignet hatte: Ein solcher Raubüberfall sei ganz besonders zu verurteilen, da „man sich in den eigenen vier Wänden sicher fühlen sollte“.

Angeklagter „hatte den Überblick“

Einer der Beschuldigten – ein 57-Jähriger – war ein Bekannter des späteren Opfers und soll für die Frau Arbeiten in Haus und Garten erledigt haben. Er baute auch im Hasenstall ein Versteck ein, aus dem bei dem Überfall Münzen im Wert von fast 800.000 Euro entwendet wurden. Die Anklage geht davon aus, dass der Mann und sein 28-jähriger Sohn die Informationen weitergegeben hatten. „Er hatte einen Überblick, was sie alles besitzt und hat die Informationen weiter gegeben“, so der Staatsanwalt.

Zwei weitere Angeklagten (28 und 29 Jahre alt) sollen mit ihrem Komplizen mit Hilfe eines nachgemachten Schlüssels ins Haus gekommen sein und die Frau gefesselt und bedroht haben, um den Code ihres Tresors zu erfahren. Sie konnte sich in der Aufregung aber nicht daran erinnern, also nahmen die Männer ihn einfach mit. Im Inneren sollen sich 35.000 Euro befunden haben; außerdem sollen die Räuber ein Armband im Wert von 33.000 Euro sowie die Münzen aus dem Hasenstall mitgenommen haben – mehr dazu in Ex-Lebenspartner an Home-Invasion beteiligt (8.3.2023).

Um ihre Spuren zu verwischen, sollen die Täter falsche Kennzeichen am Fluchtauto montiert und ihre Handys zuhause gelassen haben. Beim angeblichen Informanten wurden Skizzen vom Hausinneren gefunden, außerdem gab es DNA-Spuren der Verdächtigen.

Einige Angeklagte fühlten sich nicht schuldig

„Von irgendwelchen Beweisen sind wir weit entfernt. Das beruht alles auf Thesen und Vermutungen, nicht einmal Indizien“, meinte dagegen der Verteidiger des 57-Jährigen und seines Sohnes. Seine beiden Mandanten fühlten sich keineswegs schuldig und würden im Übrigen keine Angaben zu der Sache machen. Der Anwalt führte zuvor aus, es sei nicht richtig, dass der 57-Jährige Arbeiten für das Opfer verrichtet habe. Die Frau sei eine Esoterikerin und er habe ihre Hilfe gesucht, nachdem einer seiner Söhne gestorben war.

Einer der beiden direkten Täter gab an, er fühle sich nur wegen Diebstahls schuldig. „Wir wollten nur das Geld nehmen“, beteuerte er. Der zu spät erschienene Angeklagte, der seine Flex zum Aufschneiden des Tresors hergeborgt hatte, legte bereitwillig ein Geständnis ab. „Was werden Sie in Zukunft machen?“, fragte die Richterin. „Nix mehr herborgen“, meinte er treuherzig.

Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Das Verfahren gegen die vier verbleibenden Angeklagten wurde vertagt.