Chronik

Folter und Mord: 33-Jähriger teilweise geständig

In Graz ist am Mittwoch der Prozess gegen einen 33-Jährigen fortgesetzt worden – ihm wird vorgeworfen, als Mitglied einer terroristischen Organisation einen Polizisten in Bagdad gefoltert und erschossen zu haben. Dabei zeigte er sich erstmals teilweise geständig.

Zunächst ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Iraker Anhänger der schiitischen Al-Badr-Organisation gewesen ist – Zeugenaussagen und ein Gutachter ordneten ihn aber der noch brutaleren Asa’ib Ahl al-Haqq zu.

Zusammen mit anderen Mitgliedern soll er 2014 einen Polizisten entführt und Lösegeld erpresst haben. Trotzdem wurde das Opfer grausam gefoltert und mit der eigenen Dienstwaffe erschossen. Anschließend gelangte der Angeklagte mit Hilfe eines Schleppers in die Türkei und weiter nach Ungarn, von wo er von einem anderen Schlepper nach Österreich gebracht wurde. Da ihm im Irak die Todesstrafe droht, ist eine Auslieferung nicht möglich.

„Er ist er“

Zunächst beharrte der Beschuldigte darauf, dass er nicht die angeklagte Person, sondern der Bruder sei; nicht einmal das Ergebnis der biometrischen Gesichtserkennung brachte ihn von seiner Aussage ab. Nun erschien er mit einem neuen Anwalt und gab plötzlich zu, bisher gelogen zu haben: „Er ist also nicht sein Bruder, er ist er“, fasste der Richter zusammen und meinte: „Ich komme mir jetzt ein bissl gefrotzelt vor.“

„Musste ihn nur über Nacht bewachen“

„Ich habe Angst gehabt, weil mir vorgeworfen wurde, einen Menschen getötet zu haben“, erklärte der 33-jährige Angeklagte. Er sei bei der Entführung des Polizisten nicht dabei gewesen, er habe diesen nur eine Nacht lang bewachen müssen; was dann geschah, wisse er nicht. Von den Folterungen will er nichts bemerkt haben. „Dass der nicht zum Kartenspielen eingeladen worden ist, so mit Augenbinde und gefesselt, war Ihnen aber schon klar?“, hakte der Richter nach.

„War nie bei einer Terrororganisation“

Im Übrigen sei er auch nie bei einer Terrororganisation gewesen, sondern nur bei der Al-Hashd ash-Sha’bi-Organisation, die unterschiedliche schiitische Milizen im Kampf gegen den IS vereint. Doch aufgrund seiner Uniform soll er laut einem Islam-Sachverständigen sehr wohl einer IS-Gruppe angehört haben. „Das ist unmöglich“, meinte er.

Der Richtersenat stimmte dem Antrag der Verteidigung, den Bruder als Zeugen aus dem Irak zu holen, zu – da das aber einige Monate dauern wird, dürfte der Prozess wohl erst im Frühjahr fortgesetzt werden.