Wissenschaft

Seidenbienen-Ölkäfer im Anflug auf die Steiermark

In der Steiermark könnte sich eine neue Käferart heimisch machen: Der Seidenbienen-Ölkäfer ist in der Forscherwelt sehr begehrt, ist er doch europaweit nur vereinzelt zu sehen. Der Käfer flog jetzt ausgerechnet auf den Balkon einer Grazer Biologiestudentin.

Er lebt als harmloser kleiner Parasit auf Efeu-Seidenbienen: der Seidenbienen-Ölkäfer. Der Biologiestudentin Tamara Polt ist er kürzlich auf ihrem Balkon zugeflogen – was damit endete, dass er nun im Sammelzentrum Naturkunde des Universalmuseums Joanneum für die Forschung vorbereitet wird.

Der Käfer sei ein wissenschaftliches Dokument, so die Studentin und Forscherin Tamara Polt, „in Kombination mit dem Standort und der Bestimmung. Man kann sich dann auch rückwirkend in großen Sammlungen anschauen, wo ist welches Tier zu welcher Zeit vorgekommen.“

Forscherin
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Die Studentin Tamara Polt hat den Käfer zufällig auf ihrem Balkon entdeckt.

Käfer kam aus dem Süden

Bei einer Gesamtgröße von zwölf Millimetern war der Käfer zu Lebzeiten ein doch recht reisefreudiges Exemplar, so Gernot Kunz, Entomologe an der Universität Graz: „Das Besondere an dem Fund ist, dass eigentlich niemand den in Graz erwartet hätte, das nächste bekannte Vorkommen ist ungefähr 450 Kilometer entfernt, am Gardasee. Von dort haben wir Datensätze, dass er gesichtet worden ist. Die Alpen sind generell eine Barriere für die meisten Insekten und deshalb kann er nur von Süden gekommen sein.“

Fotos der mittlerweile auch im Botanischen Garten gesichteten Art dokumentieren die jungen Forscher auf der internationalen Wissenschafts-Plattform iNaturalist. „Das ist eine Website für Experten und für Anfänger, die Insektenbilder und alle anderen Bilder aller Art hochladen können und von Experten bestimmen lassen können“, so Tobias Gratzer, Biologiestudent an der Universität Graz.

Käfersammlung
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Österreichweit gibt es 30 Ölkäferarten.

Käfer unter strengem Schutz

14 Ölkäferarten gibt es mit dem Neufund nun in der Steiermark – österreichweit sind es 30, die aufgrund ihrer Seltenheit alle unter strengem Schutz stehen, so Wolfgang Paill, der Leiter der Naturkunde im Universalmuseum Joanneum: „Wir haben in etwa 6.000 Käferarten in der Steiermark, das sind etwa 80 Prozent der aus Österreich bekannten Arten, das ist grundlegend durch die starke Vielfalt der Steiermark bedingt.“

Diese besondere Arten-Vielfalt bildet auch noch bis 5. November die diesjährige Steiermarkschau in Herberstein ab, wo Interessierte im Haus der Biodiversität viel über das Leben und die Bedeutung der Käfer – und vieler weitere Tier- und auch Pflanzenarten erfahren können – mehr dazu in Steiermarkschau zeigt Vielfalt des Lebens (3.2.2023).