Merkur Arena – Stadion Graz-Liebenau
APA/Erwin Scheriau
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Chronik

Nach Randalen: Stadt plant Maßnahmen

Nach den Ausschreitungen beim Grazer Stadtderby zwischen SK Sturm Graz und GAK vergangene Woche in der Merkur Arena fand am Dienstag ein Stadionsicherheitsgipfel statt. Dabei wurden weitere Maßnahmen besprochen. Im Vorfeld dessen gab der SK Sturm erste vereinsinterne Maßnahmen bekannt.

Nach den massiven Übergriffen von voriger Woche – mehr dazu in Randale bei Derby: Verantwortliche schockiert – und dem zigfach geteilten Video einer Hassrede eines Sturm-Faneinpeitschers – mehr dazu in Weiter Aufarbeitungsbedarf nach Graz-Derby (5.11.2024) ist der Verein augenscheinlich im Krisenmodus.

Bei einem Sicherheitsgipfel am Dienstag, an dem die Grazer Politik wie auch die Vereine, Security-Firmen, Polizei und Stadionmanagement teilnahmen, wurden weitere Maßnahmen besprochen. „Die besorgniserregenden Zwischenfälle dürfen sich nicht wiederholen“, hieß es in der Aussendung von Beteiligungsstadtrat Manfred Eber (KPÖ). Die Sicherheit aller Stadionbesucher sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe höchste Priorität und müsse weiterhin verbessert werden.

Alle Vorfälle genau analysiert

Beim Gipfel seien die gewalttätigen Vorfälle im Stadion detailliert analysiert und aus den Perspektiven der verschiedenen verantwortlichen Stellen beleuchtet worden. Daraus seien konkrete Maßnahmen abgeleitet worden, um die Sicherheit der Besucher künftig zu erhöhen. „Ein erfolgreiches Sicherheitskonzept gelingt, wenn die Vereine, die eingesetzten Security-Firmen, die Polizei und das Stadionmanagement gut zusammenarbeiten. Deshalb war es von großer Bedeutung, dass alle Beteiligten an einem Tisch saßen. Die erzielten Ergebnisse sollen rasch umgesetzt werden“, so Eber.

Bauliche Maßnahmen beim Stadion bald realisiert

Höchste Priorität liege dabei auf einer umfassenden Analyse des bestehenden Sicherheitskonzepts rund um den Einlass in das Stadion sowie auf baulichen Maßnahmen in den Fansektoren. Das Stadionmanagement werde in Zusammenarbeit mit der Polizei und den beiden Vereinen ein Konzept erarbeiten, das die aktuelle Situation und die Sicherheitsausstattung der Fansektoren aus sicherheitstechnischer Sicht verbessern soll.

Bauliche Maßnahmen sollen im Laufe der kommenden Monate realisiert werden. Eber unterstrich auch die Bedeutung einer deeskalierenden Kommunikation seitens der Vereine: „Die äußerst emotional geführte Debatte rund um das Stadion sowie daraus resultierende, jedoch nicht rechtmäßige Besitzansprüche sind nicht zielführend und erzeugen Emotionen, die fehl am Platz sind.“

Stadionverbote, Support-Verzicht bei nächstem GAK-Derby

Bereits zuvor wurden bei Sturm erste Konsequenzen gezogen: Der Verein werde nach den durchzuführenden Verfahren und dementsprechenden Urteilen gegen „diese Personen ein Stadionverbot verhängen sowie ihnen den Statuten des Vereins gemäß die Mitgliedschaft entziehen. Diese Personen werden in Zukunft keine Spiele des SK Sturm Graz besuchen und werden aus dem Verein ausgeschlossen“, hieß es in einer Aussendung des Vereins.

Gegen den als „Hassprediger“ bezeichneten Einpeitscher der Sturm-Nordkurve wird mittlerweile ermittelt, bestätigte die Polizei. Sturm Präsident Christian Jauk sagte am Montag: „Gewalt hat bei Sturm Graz nichts verloren. Wir vertreten andere Werte. Ich als Präsident schäme mich dafür und möchte mich bei allen entschuldigen, denen etwas passiert ist.“

Außerdem wird der SK Sturm beim nächsten Grazer Derby, bei dem der GAK als Veranstalter fungiert, um keine Karten aus dem zustehenden Auswärtskontingent ansuchen: „Es wird demnach keinen organisierten Support der Sturm-Fanszene bei diesem Spiel geben, keinen Auswärtssektor sowie keine Choreos oder andere Fanformen der aktiven Fangruppen des SK Sturm.“

Es braucht viele „Rädchen“

Die Polizei blickt dennoch mit Sorge auf mögliche weitere Stadtderbys – Markus Lamb von der Landespolizeidirektion sagte: „Weder der Security-Dienst allein, noch ein Veranstalter allein, noch die Polizei allein kann dafür sorgen, dass wirklich rund um das Stadion und im Stadion Sicherheit gewährleistet ist. Das heißt, es gibt viele Rädchen, an denen zu drehen ist. Und es wird sowohl die beiden Vereine als auch die Fanclubs und die Polizei brauchen, keine Frage.“

Beim GAK war auch der Umstand, dass der eigenen Security beim Derby Hunderte Fans ohne Tickets in das Stadion gerutscht sind, Thema, so GAK-Obmann Rene Ziesler: „Wenn eine Masse von 4.000 sogenannten Fans, teilweise vermummt, offensichtlich aggressiv gestimmt, dann auf das Stadion Liebenau zustürmt, um sich Zugang zum Stadion zu verschaffen, dann ist es, glaube ich, für jeden nachvollziehbar, dass sich der Ordnerdienst selbst nicht mehr sicher fühlt und seine Arbeit dadurch beeinträchtigt wird.“

Möglicherweise Pädagogen an Überfall beteiligt

Unterdessen wurde bekannt, dass auch zwei Lehrer, die an Grazer Volksschulen unterrichten, beim Überfall auf den GAK-Fanshop im Stadion maßgeblich beteiligt gewesen sein sollen. Die Bildungsdirektion Steiermark prüft derzeit die Anschuldigungen, die Staatsanwaltschaft warte noch auf einen Polizeibericht, heißt es.