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Chronik

Gewalt beim Fußball nimmt deutlich ab

Nach den Ausschreitungen beim jüngsten Grazer Stadtderby gehen nach wie vor die Wogen hoch. Den Eindruck, dass Fußballfans generell gewaltbereiter geworden seien, verneint allerdings ein Experte für Fanverhalten: Gewalt unter Fans gehe so gut wie überall zurück.

Nach den Ausschreitungen im Rahmen des Grazer Stadtderbys zwischen dem GAK und Sturm soll ein eigens einberufener Stadion-Sicherheitsgipfel am Dienstag helfen, Vorfälle wie jene künftig zu verhindern – mehr dazu in Nach Randalen: Aufarbeitung durch Gipfel.

Klarer Rückgang von Gewalt in Fußballstadien

Sportkommunikationswissenschaftler Jörg-Uwe Nieland von der Universität Klagenfurt forscht seit Jahren an der Gewaltbereitschaft von Fußballfans: „Meine klare Antwort ist, dass sie tendenziell abnimmt. Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen stetigen Rückgang von Gewalt in Fußballstadien oder überhaupt bei Sportveranstaltungen. Das ist ein klarer Trend.“

Bestimmtes Verhalten verlangt Sanktionen

Ausgenommen von diesem Trend seien jedoch immer wieder Spiele mit starker lokaler Rivalität, also Derbys, so Nieland – nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern: „Die sind dann sozusagen der Nährboden für größere Ausschreitungen oder mehr Ausschreitungen. Auf jeden Fall ist die Gefahr dort groß, es ist dezidiert ein Fehlverhalten, das im Sport bzw. bei Sportzuschauern nichts zu suchen hat. Natürlich sind die Fahnen, vielleicht auch die Merchandisingartikel der gegnerischen Mannschaft das Ziel der Hooligan-Szene. Das begründet diese Ausschreitungen, die ja auch zu Verletzungen geführt haben. Das ist schlimm, das ist zu verfolgen und ist keinesfalls Normalität. Ich finde auch, dass das scharf sanktioniert werden muss.“

In Österreich bei Fußballspielen relativ ruhig

Generell sei Österreich ein Land mit vergleichsweise wenig Gewalt in Fußballstadien. Doch nach den jüngsten Vorfällen in Graz müssten die Fankurven – und im Speziellen die Nordkurve von Sturm Graz – jetzt dringend handeln, sagt Nieland: „Nicht nur verbal, sondern tatsächlich aktiv und daran arbeiten, dass man Vertrauen wieder zurückgewinnt. Bei dem eigenen Verein, auch beim gegnerischen Verein, bei der Liga, bei der Polizei. Die Fans müssen Gesprächs- und Handlungsangebote aussenden, bereit sein, darüber zu diskutieren, wie sowas abzustellen ist. Also das ist absolut notwendig und es muss auch von den Fans kommen.“

Er sei davon überzeugt, weil die überwiegende Zahl der Fans, auch in den Kurven, vernünftig und fair damit umgehen wolle und genau wisse, was auf dem Spiel stehe. Ein Image sei wichtig – Fans wollen nicht ausgeschlossen werden, aber genau das drohe nun einigen. Das müsse man offen ansprechen und hart durchgreifen, so der Experte für Fan-Gewalt.