Synagoge Graz
APA/KATHARINA DOLESCH
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Chronik

Gedenken: Klare Worte gegen Antisemitismus

Mittwochabend ist in der Grazer Synagoge eine Gedenkfeier anlässlich der Novemberpogrome vor 85 Jahren abgehalten worden. Aufgrund des Brandanschlags in Wien war die Feier auch von aktuellen Ereignissen geprägt. Es wurden klare Worte gegen Antisemitismus gefunden.

Ein Brandanschlag auf die jüdische Zeremonienhalle am Zentralfriedhof in Wien, Hakenkreuze und Hitlerschriftzüge auf der Mauer daneben, dazu Israel-Flaggen, die in österreichischen Städten heruntergerissen wurden – Elie Rosen, der Präsident der jüdischen Gemeinde fand dazu im Rahmen der Gedenkfeier deutliche Worte: „Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Mond sicher – das ist ein Satz aus den Texten der jüdischen Schriftstellerin Hannah Arendt aus dem Jahre 1941. Der Hass auf Juden in Österreich und Deutschland war nie weg. Er hat nur geschlummert, hat auch neue Fratzen angenommen und wir haben ihn auch noch importiert.“

1938 wurden Anfang November in Graz die Synagoge und die jüdische Zeremonienhalle geplündert und in Brand gesteckt.

Rosen: „Alles war und ist vorhersehbar“

Rosen sprach damit jene in Europa lebenden Flüchtlinge an, die in ihren Heimatländern mit Judenhass aufwuchsen. „Diese Gedenkfeiern machen nur Sinn, wenn man Aktualität hineinbringt. Sonst könnte man Geschichtsbücher aufschlagen und sich damit zufriedengeben. Die Ereignisse in Wien, auch in Graz vor einigen Jahren, das alles war und ist vorhersehbar. Man darf sich jetzt nicht überrascht geben. Es ist wichtig, Solidarität zu erfahren, und die haben wir erfahren vom Publikum, das bei uns war“, so der Präsident der jüdischen Gemeinde.

Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde
ORF

Drexler: „Besondere Verantwortung“

Einer dieser Besucher der Gedenkfeier war Landeshauptmann Christopher Drexler. In seiner Rede unterstrich er die besondere Verantwortung der Österreicher gegenüber der jüdischen Gemeinde: „Gerade diese besondere Verantwortung muss uns eine besondere Sensibilität verleihen, muss uns eine besondere Entschlossenheit verleihen. Wenn es darum geht, Antisemitismus zu erkennen und Antisemitismus zu bekämpfen.“

Drexler betonte auch, dass „in einer Zeit, wo plötzlich
der Antisemitismus wieder aus den Löchern kriecht, es ganz wichtig ist, klar Position zu beziehen, sich an die Seite der Jüdinnen und Juden zu stellen und an die Seite Israels."

KPÖ in der Kritik der jüdischen Gemeinde

Bereits vor zwei Wochen gab es rund um die Gedenkveranstaltung bei der Grazer Synagoge große Aufregung: Damals wurden Vertreterinnen und Vertreter der KPÖ – darunter auch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr – von der Veranstaltung ausgeladen.

Der Präsident der jüdischen Gemeinde, Elie Rosen, kritisierte, dass sich die KPÖ als einzige Gemeinderatsfraktion anfänglich gegen das Hissen der israelischen Flagge am Rathaus ausgesprochen habe und warf der Partei vor, mit Pro-Palästinensischen Bewegungen zu sympathisieren – mehr dazu in Gedenkfeier in Synagoge: KPÖ weiter „unerwünscht“ (26.10.2023). Kahr hingegen war um Glättung der Wogen bemüht und dementierte.

Mahnwache: Ein Zeichen der Solidarität

Der gewaltsamen Ausschreitungen in der Pogromnacht wurde am Mittwoch auch am Grazer Freiheitsplatz mit einer Mahnwache gedacht: Rund 250 Menschen stellten sich dabei ganz bewusst in alle Himmelsrichtungen auf, um in alle Richtungen Solidarität zu zeigen und eine Botschaft aussenden.

Gedenken: Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen

Die Polizei in Graz rüstet sich für die Gedenkveranstaltung bei der Grazer Synagoge und die Mahnwache anlässlich der Novemberpogrome – durch die erhöhte Terrorgefahr aufgrund des Nahost-Konflikts eine besondere Herausforderung. ORF-Reporter Thomas Weber hat die Organisatorin Barbara Kasper vor dem Mikrofon.

Die Veranstaltung wurde von Barbara Kasper vom Grazer Friedensbüro mit organisiert: „Wir haben eine Verantwortung für hier und heute, um zu sagen, wir wollen nicht noch einmal so etwas, wie wir es in der Geschichte schon hatten. Wir können beurteilen, wie sich Antisemitismus auswirken kann. Wir können hier und heute gegen Antisemitismus auftreten und unsere Gesellschaft stärken, damit so etwas nicht passiert.“