Streik Mosdorfer
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Wirtschaft

Metaller-KV: Rund 20.000 Menschen streiken

Nachdem auch die sechste Runde der Lohnverhandlungen keine Einigung gebracht hat, werden ab Mittwoch auch in rund 40 steirischen Betrieben rund 20.000 Menschen schichtweise die Arbeit niederlegen.

Viele tausend Beschäftigte in der steirsichen Metallindustrie streiken seit gestern. Noch bis mindestens Freitag sollen die Streiks für jeweils acht Stunden fortgesetzt werden. Die Gewerkschaften sehen keine andere Möglichkeit als die Arbeitgeber mit diesem Mittel unter Druck zu setzen; zumindest die Inflation müsse abgegolten werden, sagte Hubert Holzapfel, steirischer Landeschef der Gerwekschaft PRO-GE am Mittwoch.

Abgeltung der Inflationsrate „lebensnotwendig“

Zu Verhandlungen sei die Gewerkschaft jerderzeit bereit, so Holzapfel: „Für uns als Gewerschaftsbewegung ist es wichtig, dass wir die nächsten Tage den Druck aufbauen damit es wieder zu Verhandlungstermin und zu einem gerechten Lohnabschluss kommt. Ich glaube, gerade für die untere und die mittlere Schicht ist es so lebensnotwendig, mindestens die Inflationsrate als Abgeltung zu erhalten.“

Arbeitgeber nehmen Streiks in Kauf

Eine Forderung, die für die Arbeitgeberseite zum derzeitigen Zeitpunkt nicht erfüllbar scheint. Mit den Streiks müsse man Leben, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill – die Streiks der Beschäftigten seien zu akzeptieren, Entscheidungen könne es aber nur am Verhandlungstisch geben, so der Steirer: "Wenn wir keine Einigung finden die für beide Seiten passt, dann müssen wir auch weitere Streiks in Kauf nehmen. Wir stehen jederzeit für weitere Verhandlungen zur Verfügung, aber weiter gehen wird es wahrscheinlich frühestens am Wochenende oder Anfang nächster Woche, so der Arbeitgebervertreter.

„Niemand will diesen Streik, die Mitarbeiterinnen nicht und wir Unternehmer auch nicht. Bei Streik gibt es nur Verlierer, eine Lösung wird es immer nur am Verhandlungstisch geben. Die Sorge um unseren Standort ist aber so groß, dass wir einen unvernünftigen und zu hohen Abschluss vermeiden wollen und dadurch auch Streiks aushalten müssen“, so Knill weiter.

Zahlreiche Firmen im Streik

Gestartet mit den Streikmaßnahmen wurde ab 6.00 Uhr „bei der Firma Mosdorfer, bei der Firma Knill und bei der Firma Rosental. Dann starten wir in Andritz von 10.00 bis 18.00 Uhr, wir sind bei Austria Email in Streik, bei der Maschinenfabrik Liezen, bei der Firma Umdasch“, so Hubert Holzapfel.

Rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legten allein bei der Firma Mosdorfer in Weiz ihre Arbeit nieder, bestätigte Betriebsratsobmann Karl Falk: „Die Streikbereitschaft ist sehr hoch. Es geht natürlich ums Geld. Es ist alles teurer geworden in den letzten Jahren und die Inflation ist sehr hoch und die Leute können sich natürlich weniger leisten. Und das ist natürlich der Hauptansporn, dass wir heute abgestellt haben.“

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Erste Streiks schon am Dienstag

Im Murtal hatte es nach den Kollektivvertragsverhandlungen für die Metaller bereits am Dienstag einen ersten Streik in einem metalltechnischen Betrieb in Obdach gegeben."Wir haben im Murtal mit den Streiks bei der Firma AL-KO Production Austria begonnen. Das Angebot das bei den Kollektivvertragsverhandlungen übermittelt worden ist, ist ein Witz: Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden einen unglaublichen Reallohnverlust hinnehmen – und das nehmen die Kolleginnen und Kollegen Gott sei Dank nicht hin", so Mario Sägarz von der PRO-GE Steiermark.

Al-KO
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Zu einem der ersten Streiks ist es nach den letzten Verhandlungen hier in Obdach gekommen.

Weitere Betriebe ziehen schrittweise nach: So streiken ab Mittwoch mehr als 20.000 Menschen aus 40 steirischen Betrieben der metalltechnischen Industrie jeweils einen ganzen Arbeitstag bzw. acht Stunden lang. Weitere Fachverbände und Unternehmen könnten bis Freitag noch folgen.

Angebot für PRO-GE „ein Witz“

Nach den zuletzt geplatzten Lohn- und Gehaltserhöhungen in der Metallindustrie betonte der Geschäftsführer der PRO-GE Steiermark Hubert Holzapfel: „Wir haben mit 11,6 Prozent eine Forderung aufgestellt, die sozial gerecht ist. Mit 9,6 Prozent Inflationsrate und zwei Prozent Wachstum. Aber da sind wir noch weit weg: Das derzeitige Angebot ist ja 2,7 Prozent plus 130 Euro – da liegen wir erst bei sechs Prozent und das ist für uns unakzeptabel.“

IV fordert „mehr Verantwortungsbewusstsein“

Vonseiten der Industriellenvereinigung wird mehr Verantwortungsbewusstsein gefordert – die Inflation treffe auch die Betriebe. „Rituale und Forderungen, die in konjunkturell guten und preisstabilen Zeiten angewandt wurden, können nicht reflexartig in einer Rezession und bei hoher Inflation, negativer Produktivitätsentwicklung und sinkender Wettbewerbsfähigkeit beibehalten werden. Dass die Arbeitnehmer-Seite bereits acht Angebote ausgeschlagen hat, zeugt von der Notwendigkeit, mehr Verantwortungsbewusstsein für das gemeinsame Ziel, sicherer und stabiler Arbeitsplätze in Österreich, zu entwickeln“, so der Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark (IV), Stefan Stolitzka.

Der Druck wird auf beiden Seiten größer

Auf die Frage, wie sicher die Arbeitsplätze der Streikenden sind, meint der Gewerkschafter: „Eine schwierige Frage. Ich sag so: Das ist oft eine Geschichte, die die Arbeitgeber da mit ins Boot werfen, um in den Betrieben die Betriebsräte unter Druck zu setzen: Da geht’s ja um eure Arbeitsplätze, das ist ja sonst alles nicht mehr marktfähig“, so Sägarz. Und Holzapfel unterstreicht, dass der Druck größer wird: „Der Druck ist groß auf die Funktionäre, der Druck ist groß auf uns, aber wir stellen fest: Die Belegschaft selbst verlangt das von uns.“

Und so wird weiter gestreikt – jedenfalls bis Freitag und bis ein nächster Verhandlungstermin feststeht. Diesbezüglich gibt es im Moment eher unterschiedliche Aussagen: Einerseits heißt es, man könnte womöglich schon am Wochenende an den Verhandlungstisch zurückkehren – Christian Knill hingegen meint, es könnte auch erst Anfang nächster Woche soweit sein.