Mountainfilm-Festival
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KULTUR

Mountainfilm Graz appelliert für Energiewende

Energiekonzerne und Politik planen und bauen Wasserkraftwerke, die die letzten der schwindenden Naturlandschaften beeinträchtigen oder ganz zerstören. Dienstagabend wurden auf dem Mountainfilm-Festival in Graz drei eindringliche Filme gezeigt, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Von besonderem regionalen Interesse war der bisher erst in kleinem Rahmen bei einer Tour durch den Bezirk Deutschlandsberg gezeigte Film „Das vergessene Paradies der Alpen – Die Koralm in Zeiten der Energiewende“ von Bernhard Reiner. In dem Film wird die Geschichte des zähen Ringens um das mittlerweile vom Bundesverwaltungsgericht gekippte Pumpspeicher-Kraftwerksprojekt im Einzugsgebiet der Schwarzen Sulm erzählt.

Von Experten bis Abspann

Zu Wort kommen Experten und Betroffene wie unter anderem die Umweltanwältin des Landes Steiermark, Ute Pöllinger, und die Landwirtin Barbara Kienzer. Die Vorgänge rund um das UVP-Verfahren und die erstinstanzliche, positive Entscheidung für das Megaprojekt werden in dem Film lediglich gestreift. Die bedrohte Natur, darunter der just im Gebiet des geplanten Speichersees erst kürzlich entdeckte Alpensalamander, stehen vielmehr im Mittelpunkt.

Durch den Film, der nicht mit Aufnahmen aus der nun vermutlich geretteten Natur auf der steirischen Seite der Koralm geizt, führt mit Wanderhut und Goethe-Zitaten Schauspieler Andreas Kiendl. Als der Film vor knapp einem Jahr fertiggestellt wurde, sah es für die Projektwerber noch gut aus, und entsprechend pessimistisch ist der Unterton in einigen Aussagen der Beteiligten. Erst im neu hinzugefügten Abspann erfährt der Zuschauer, dass das Kraftwerksprojekt (vergangenen Sommer) abgewiesen wurde.

„Trotzdem dranbleiben“

Festival-Direktor Robert Schauer, der den Filmabend moderierte, ließ keinen Zweifel daran, dass ihm dieser Film besonders am Herzen liegt – „Die Koralm war die Gehschule für meine Himalaya-Expeditionen“. Außerdem soll „Das vergessene Paradies in den Alpen“ bei der Diagonale eingereicht werden. Obwohl der konkrete Fall mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts erledigt scheint, glaubt Regisseur Reiner, dass sein Film auch als ermutigendes Beispiel für umweltbewusste Menschen in anderen Regionen, wo ähnliche Projekte geplant sind oder noch geplant werden, dienen könne. Seine Botschaft sei im Wesentlichen: „Man muss trotzdem dranbleiben, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint.“

Botschaften

Dies trifft unter anderem auf jene Umweltaktivisten zu, die derzeit in den Ötztaler Alpen einen ebensolchen, ebenso aussichtslos erscheinenden Kampf gegen den von Landespolitik und Energiewirtschaft betriebenen Ausbau des Kaunertalkraftwerks zu einem gigantischen, mehrere Täler umfassenden Speicherkomplex führen. In seinem rund 30 Minuten langen Film „Bis zum letzten Tropfen“ lassen der Filmemacher Harry Putz und die von ihm interviewten Aktivistinnen und Experten kein gutes Haar an den geplanten Staumauern und Speicherbecken, die unter anderem dem derzeit noch unberührten Platzertal den ökologischen Garaus machen würden.

Der Kurzfilm „Wireless Wilderness“ des Schweizers Simon Willimann bricht eine Lanze für den Ausbau von Solarenergie außerhalb von Naturräumen auf bereits versiegelten Flächen.