Der Lebensretter und die beiden geretteten Frauen
ORF
ORF
Chronik

Nach Schussattentat: Ein Held wird geehrt

Anfang Mai hat eine Bluttat in Straden im Bezirk Südoststeiermark die Bevölkerung erschüttert: Ein Mann schoss seine Nachbarin und deren Freundin an. Günther Bubendorfer wurde – weil er gegenüber arbeitet – Zeuge des Vorfalls und rettete die beiden Frauen. Dafür wird er nun geehrt.

Montag, 8. Mai 2023, ein Arbeitstag wie jeder andere für Günther Bubendorfer – bis er bemerkt, dass bei den Nachbarn etwas Schreckliches passiert ist – mehr dazu in Schüsse in Mehrparteienhaus: Tatablauf rekonstruiert (9.5.2023).

„Ich hab gedacht das ist ein Scherz“

„Die Sekretärin von der Glaserei, in der ich arbeite, ist gekommen und hat gesagt: Helft’s der Sylvia, sie ist angeschossen worden! Ich hab’ gedacht, es ist ein Scherz. Dann bin ich runter zu ihr und habe gesehen, dass sie an der Schulter verletzt war, das war wirklich schlimm“, schildert Günther Bubendorfer die ersten Sekunden nach dem Vorfall.

TV-Tipp:

Die „Lebensretter-Gala“, zu sehen am Dienstag um 21.15 Uhr in ORF 2 – mehr dazu in tv.ORF.at.

Er habe einen Knall gehört – wie sich später herausstellte, jener Schuss, mit dem sich der Täter selbst erschoss – habe aber in keiner Sekunde daran gedacht, sein Leben könne in Gefahr sein.

Raus aus der Gefahrenzone

Günther Bubendorfer packte Sylvia, die einen Schulter- und einen lebensgefährlichen Bauchschuss erlitt sowie deren Freundin Andrea, die zu Besuch war und ebenfalls angeschossen wurde – sie erlitt einen Streifschuss an der Hüfte – in ein Auto und brachte die beiden Damen aus der Gefahrenzone. „Der Verstappen wäre mir da nicht nachgekommen“, scherzt der Lebensretter, denn die Rettungskräfte dürfen den Tatort in solch einer Situation nicht betreten. Es sei laut Polizei zu gefährlich, da man nicht wisse, ob der Täter noch aktiv sei.

Nachdem die beiden Frauen in Sicherheit waren, ging Günther Bubendorfer zurück zur Arbeit – er habe erst am Abend realisiert, was passiert sei und dass es auch anders hätte ausgehen können, erzählt er.

Offenbar aus unerfüllter Liebe abgedrückt

Hintergrund für die Tat dürfte eine unerwiderte Liebe gewesen sein, sagt Sylvia: „Er (der Nachbar, Anm.) war verliebt in mich, leider…“. Der Täter erschoss sich nach der Tat auf seinem Balkon selbst.

die beiden geretteten Frauen
ORF
Die beiden Freundinnen, die sich von der Hospizarbeit kennen, kämpfen sich mit ihren seelischen und körperlichen Verletzungen zurück ins Leben

Ein halbes Jahr später ist klar – ohne den Lebensretter wäre jener Tag im Mai für die Frauen anders ausgegangen, sagt Andrea: „Ich glaube, wir wären dort beide verblutet.“ Im Stiegenhaus erinnern noch heute Einschusslöcher vom Schrot aus der Tatwaffe an den Vorfall.

Einschusslöcher
ORF
Schrot aus dem Gewehr hinterließ Spuren an der Mauer und am Fenster im Stiegenhaus

Polizei lobt Zivilcourage, mahnt aber auch zur Vorsicht

Von der Polizei gibt es Lob für die Lebensrettung und die Zivilcourage, sagt Polizeisprecher Heimo Kohlbacher: „Menschen wie er überlegen nicht lange und handeln, das ist immer wünschenswert. Aus polizeilicher Sicht ist das jedoch immer mit einer gewissen Gefahr verbunden.“

Der Lebensretter und die beiden geretteten Frauen
ORF
Jeden 8. Mai wollen die drei künftig miteinander „feiern“ und gemeinsam essen gehen

Für Günther Bubendorfer ging der 8. Mai gut aus – und auch die beiden Freundinnen kämpfen sich jetzt zurück ins Leben. „Ich bin froh, dass ich lebe“, sagt Sylvia, die vor allem nach wie vor mit den körperlichen Auswirkungen der schweren Verletzungen zu tun hat. Sie habe ein Monat lang im künstlichen Tiefschlaf gelegen und sei insgesamt drei Monate im Spital gewesen.

Jetzt könne man wieder gemeinsam lachen: „Wir sind schon mehrmals zusammengesessen und haben eine Hetz gehabt. Und wir gehen jeden 8. Mai essen – solang wir leben, behalten wir das bei.“

Günther Bubendorfer, der Lebensretter nach dem Schussattentat in Straden, ein Held aus der Steiermark wird am 19. Dezember für sein beherztes Eingreifen von Bundeskanzleramt, Kronenzeitung und dem ORF geehrt.