Im Sommer 2005 hat die vom damaligen „Obdachlosen-Pfarrer“ Wolfgang Pucher geleitete Vinzenzgemeinschaft Graz-Eggenberg in der Babenbergerstraße 61a eine Notschlafstelle für Frauen eröffnet: Das „Haus Rosalie“ bietet seither 15 Plätze für Frauen und deren Kinder in kleinen Wohneinheiten, bis sie eine neue Dauerunterkunft gefunden haben.
Gedacht ist die Einrichtung für Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen durch das soziale Netz gefallen und obdachlos geworden oder ‚versteckt obdachlos‘ sind und oft auch Gewalt oder auch sexuelle Ausbeutung auf sich nehmen müssen, um auch nur ein Dach über dem Kopf zu haben.
Nahezu ganzjährig belegt
Mit rund 3.700 Nächtigungen war das Haus im Jahr 2022 zu rund 90 Prozent ausgelastet. „Ob Jahresanfang oder -ende, Wohnungslosigkeit ist ganzjährig ein Thema“, sagt VinziWerke-Sprecherin Svjetlana Wisiak. Für den reibungslosen Ablauf im Haus sowie als Ansprechpersonen für die Bewohnerinnen sorgen zwei hauptamtlich Angestellte und 45 ehrenamtlich tätige Helferinnen und Helfer; das Haus finanziert sich zu rund 70 Prozent aus Spenden und zu 30 Prozent über Förderungen von Stadt, Land und Bund.
Haus sollte verkauft werden
Der Trägerverein, die Vinzenzgemeinschaft Soeur Rosalie – VinziHelp mietete das gesamte Haus in den vergangenen 18 Jahren. Doch Ende 2022 wurden die VinziWerke darüber informiert, dass das Gebäude veräußert werden soll. Ein Angebot trieb den Preis in die Höhe, der für die spendenbasierte Organisation nicht zu finanzieren war. „Die letzte Lösung wäre ein Umzug in ein neues Objekt gewesen, doch etwas, das von der Lage, den Bedürfnissen der Frauen so gut entspricht wie der aktuelle Standort wäre nicht leicht zu finden gewesen“, blickt Wisiak zurück.
Fünf Investoren
Pfarrer Pucher wandte sich an lange bekannte Unterstützer wie den Grazer Unternehmer Hans Roth und den Wiener Bauingenieur Robert Buchner – schlussendlich fanden sich im Herbst fünf Investorinnen und Investoren, die die Immobilie kauften und zugleich den langfristigen Bestand des Haus Rosalie absicherten.
Neben Buchner und Roth stiegen Rainer Haubenwaller (rhtb:gruppe), Reinhard Egger (Gerstl Bau GmbH) und Christian Eckerstorfer (awp Architekten und Ingenieure GmbH) ein. „Es war uns ein großes Anliegen, den Fortbestand des Haus Rosalie zu sichern. Seit Jahren kann hier dank dem unermüdlichen Einsatz vieler freiwilliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Frauen und Familien in Not geholfen werden“, betont Buchner im Namen der Investoren.
„Pfarrer Pucher hat noch erlebt, dass sich die Investoren gefunden haben, hat die Besiegelung selbst aber nicht mehr erlebt“, schildert Wisiak – der 84-Jährige erlitt Ende Juli im Urlaub in Kroatien einen medizinischen Notfall und konnte trotz sofortiger Hilfe nicht gerettet werden – mehr dazu in Grazer Armenpfarrer Pucher im Urlaub gestorben (20.7.2023).