Pfarrer Pucher
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Graz benennt Gasse nach Wolfgang Pucher

Die Stadt Graz benennt eine Gasse nach dem am 19. Juli 2023 verstorbenen Armenpfarrer und Gründer der Vinzenzgemeinschaft, Wolfgang Pucher. Es handelt sich dabei um die 1986 vom Stadtplan verschwundene Heßgasse zwischen der Laudongasse und der Starhemberggasse.

Früher befanden sich in dem Straßenstück im Bezirk Lend vier Delogiertenhäuser für Menschen, die ihre Wohnungen hatten verlassen müssen. Die Benennung – die am Donnerstag im Gemeinderat beschlossen werden soll – hat auch einen tieferen, berührenden Grund: Pucher hatte vor seinem Ableben öfters erwähnt, dass das Straßenschild der ehemaligen Heßgasse in sein Grab mit hineingelegt werden solle. Sein Wunsch war beim Begräbnis am 12. August des Vorjahres am Friedhof St. Leonhard, nahe dem Vinzidorf, ein Containerdorf für Menschen ohne Obdach, erfüllt worden – mehr dazu in „Armenpfarrer“ Pucher wurde beigesetzt (11.8.2023).

Gasse mit persönlichem Bezug

Pucher hatte sich zeitlebens dafür eingesetzt, dass die Gasse ihr Stigma verliert, woraufhin sie in die Laudongasse integriert wurde. Laut Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke Österreich, ist Pucher „vielleicht erstmals durch sein Engagement für die Menschen, die in der damaligen Heßgasse gelebt haben, öffentlich in Erscheinung getreten. Mit einem gnadenlosen Nachdruck hat er die unwürdigen Verhältnisse, unter denen Menschen aus dem damaligen ‚Delogiertenwohnheim der Stadt Graz‘ gelebt haben, aufgezeigt.“ Heute ist in diesen Häusern betreutes Wohnen ansässig.

„Ein großes Erbe der Menschlichkeit hinterlassen“

Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) sagte laut einer Aussendung, Wolfgang Pucher habe ein großes Erbe der Menschenfreundlichkeit und der Hilfe für alle hinterlassen – daran wolle die Stadt Graz mit der Benennung jener Gasse, mit der er so eng verbunden war, erinnern.

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) würdigte Pucher: Dieser habe sich nicht gescheut, auch unbequeme Positionen einzunehmen – mit der Gassenbenennung wolle man seine zahlreichen Verdienste würdigen. SPÖ-Klubvorsitzende Daniela Schlüsselberger wies auf die Geschichte dieses Straßenzugs hin: Deshalb hätte keine geeignetere Straße für die Erinnerung an den „Armenpfarrer“ gefunden werden können.