Die Angeklagten
APA/KARIN ZEHETLEITNER
APA/KARIN ZEHETLEITNER
Gericht

Jugendliche wegen Mordversuchs verurteilt

In Graz sind am Dienstag zwei Jugendliche wegen versuchten Mordes zu vier Jahren bzw. 30 Monaten Haft verurteilt worden. Die beiden fuhren im August in Linz die Wirtin eines Sushi-Lokals nieder und verletzten sie dabei lebensgefährlich.

Die 16 Jahre alte Grazerin und ihr damals 17-jähriger Begleiter waren am 9. August Gäste eines Linzer Sushi-Lokals. Als sie das Lokal verließen, ohne die Rechnung in der Höhe von 50 Euro zu bezahlen, folgte ihnen die Wirtin – sie wollte die Jugendlichen am Wegfahren hindern, dabei soll die 16-jährige Lenkerin aufs Gas gestiegen sein und die Frau mit dem Auto überrollt haben – mehr dazu in Wirtin überfahren: Jugendliche gesucht (ooe.ORF.at, 11.8.2023).

Die Jugendlichen haben laut Anklage die schwer verletzte Frau einfach liegen gelassen. Wenige Tage nach der Tat konnten sie per internationalem Haftbefehl an einer Tankstelle in Kroatien festgenommen werden: Aufgrund des Autokennzeichens konnte die Mutter der 16-Jährigen – eine Grazerin – als Besitzerin des Geländewagens ausgeforscht werden – mehr dazu in Wirtin überfahren: Jugendliche wegen versuchten Mordes angeklagt (9.1.2024).

„Der bisherige traurige Höhepunkt der Straftaten“

„Der Vorfall ist der bisherige traurige Höhepunkt der Straftaten der beiden“, beschrieb nun die Staatsanwältin am Dienstag den Werdegang der beiden Angeklagten. Die noch nicht 17-Jährige und der 18-Jährige waren mehrfach wegen kleinerer Delikte aufgefallen, darunter Ladendiebstahl, unbefugtes Fahren mit dem Auto und Aufbrechen von Zigarettenautomaten, und hatten auch kleinere Strafen ausgefasst.

Im August beschlossen die beiden, „von zu Hause abzuhauen“, so die Anklägerin: Sie nahmen das Auto der Mutter des Beschuldigten und fuhren von der Steiermark nach Linz. Dort gingen sie in ein Lokal und wollten ohne zu bezahlen verschwinden – der Kellner und die Chefin liefen ihnen nach. Die Jugendlichen sprangen ins Auto und fuhren los. Als sich die Wirtin ihnen in den Weg stellen wollte, fuhr die 16-Jährige einfach weiter. Später gab sie an, sie habe die Frau nicht gesehen.

Opfer leidet nach wie vor

„Es grenzt an ein Wunder, dass die Frau überlebt hat“, betonte die Staatsanwältin. Das Opfer wurde von einem Krankentransport im Rollstuhl ins Gericht gebracht und musste stundenlang auf die Befragung warten. Die Frau erzählte vor dem Verhandlungssaal, sie habe nach wie vor Schmerzen und könne nicht arbeiten. Die mittlerweile 42-Jährige leidet noch immer an den Folgen: Sie hatte mehrere Brüche erlitten – unter anderem am Becken. Fünfmal wurde die Frau bisher operiert, zwei weitere Operationen sind geplant.

„Etwas verloren in ihrer Entwicklung“

Der Verteidiger der 16-Jährigen führte für seine Mandantin ins Treffen, dass sie „etwas verloren in ihrer Entwicklung“ gewesen sei. Als sie ins Auto sprang, fiel ihr das Handy hinunter – sie suchte es, fuhr gleichzeitig los und erfasste die Frau, die stürzte und teilweise überrollt wurde. Das Mädchen habe niemals in Kauf genommen, die Frau zu töten, betonte der Anwalt: „Sie hat in Wirklichkeit gar nichts gedacht“, der Verteidiger ortete ein „panikartiges Verhalten“.

Vier Jahre bzw. 30 Monate

Der Anwalt des 18-Jährigen wiederum erklärte, sein Mandant, der als Beitragstäter angeklagt ist, fühle sich nicht schuldig. Die Geschworenen sahen das anders und befanden die beiden Jugendlichen des versuchten Mordes für schuldig. Die 16-Jährige wurde zu vier Jahren, ihr Begleiter als Beitragstäter zu 30 Monaten Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.