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Landwirtschaft

Experten: Einzig Preis bestimmt Tierwohl

Der kontroverse Fall in einem steirischen Schweinemastbetrieb nährt einmal mehr die generelle Kritik an der gesetzeskonformen Haltungsform in der konventionellen Schweinehaltung. Doch das Tierwohl werde ausschließlich über den Preis bestimmt, so Experten aus der Branche.

Nach der Anzeige des Verein gegen Tierfabriken (VGT) gegen einen südsteirischen Schweinemastbetrieb wegen Tierquälerei kamen am Mittwoch erste Ergebnisse der amtstierärztlichen Kontrollen. Demnach liegt keine Tierquälerei vor; Befunde und Gutachten fehlen aber noch – mehr dazu in Verdacht der Tierquälerei: Erste Ergebnisse.

Große Preisschere

Während ein Biolandwirt pro Kilogramm Schweinefleisch vier Euro bekommt, würde ein Betrieb mit konventioneller Haltung vom Handel maximal 2,40 Euro erhalten; der Kostendruck in der Produktion sei enorm, sagt Heinz Köstenbauer, bei der Bioernte Steiermark zuständig für Ackerbau und Schweinehaltung: „Neben den Futterkosten sind eben die Stallhaltungskosten der große Faktor dabei, und wenn ich möglichst wenige Quadratmeter pro Tier verbrauche im Stall, dann geht es eben nur mit Vollspaltenböden, wo ich gleichzeitig Arbeitszeit einspare.“

Verschiedene Sorten Schweinefleisch (vorne) und Rindfleisch liegen in einer Fleischtheke in einem Supermarkt
APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

„Billiges Fleisch und hohes Tierwohl wird es nie geben“

Auch der Konsument sei in der Verantwortung, sagt Micha Brandtner von der Plattform Nahgenuss, die Produkte von rund 200 Biobetrieben verkauft. Aktuell liege der Bioanteil bei Schweinefleisch bei drei Prozent, dieses sei bis zu 70 Prozent teurer.

„Zum Beispiel ein Kilo Karee bekommt man um acht bis zehn Euro derzeit, und im Biobereich kostet es dann 16 bis 18 Euro. Da geht es den Tieren besser, aber automatisch müssen dann wir auch als Konsumentinnen und Konsumenten akzeptieren, dass das Fleisch dann teurer wird. Billiges Fleisch und hohes Tierwohl wird es nie geben.“

Im Spannungsfeld zerrieben

In diesem Spannungsfeld Preis gegen Tierwohl sieht Raimund Tschiggerl von der Erzeugergemeinschaft Styriabrid die Schweinebauern ständig zerrieben. Der Großteil der Konsumenten würde sich teurere Tierwohlprodukte nicht leisten können, sagt er – um in Sachen Tierwohl weiterzukommen, bräuchte es dringend neue Förderschienen vom Bund, „weil wir es über den Preis nicht machen können, das funktioniert nicht. Unser Ziel ist es, dass man über Förderprogramme für die Bauern den Tierwohlstandard hebt, aber preislich den Konsumenten das Schweinefleisch auch künftig anbieten kann“.

Forderung: Neue Stallsysteme erproben

In der Diskussion über das Aus für Vollspaltenböden müssten endlich neue Stallsysteme erprobt werden, fordert Heinz Köstenbauer von der Bioernte. Raimund Tschiggerl sagt, er hoffe, dass in ein bis zwei Jahren mit Praxistests für den Stall der Zukunft begonnen werden könne – wo es im Idealfall getrennte Fress-, Liege- und Aktivitätsbereiche geben würde.