Anfang August 2023 sorgte ein Genua-Tief für enorme Regenmengen. Die GeoSphere Austria meldete in drei Tagen lokal über 250 Liter Regen, an Sulm und Saggau wurden noch nie aufgezeichnete Pegelstände gemessen, „die nachgewiesen haben, dass das eine größere Wassermenge war, als das HQ100 bisher, sodass wir von einem bis zu HQ300 im Vorjahr sprechen“, also einem Ereignis, das statistisch nur alle 300 Jahre vorkomme, erklärt Horst Becker vom Wasserreferat Südweststeiermark.
Hochwasserschutz „unzureichend“
Besonders betroffen war die Gemeinde St. Johann im Saggautal. Feuerwehrkommandant Walter Wallner kennt „seine“ Saggau und die vorhanden Schutzbauten, im August musste er allerdings feststellen, „dass das eigentlich weit zu wenig ist. Falls circa 100 Liter kommen, ist das Umfahrungsgebiet immer überschwemmt. Falls eine so eine große Regenmenge kommt wie im letzten Jahr, ist alles unzureichend.“ Denn der Hochwasserschutz entlang der Saggau ist auf ein 25-jährliches Ereignis ausgerichtet. Aktuell wird das Hochwasser 2023 daher genau mit Luftaufnahmen, Drohnenflügen sowie Höhenmesspunkten im Nachhinein dokumentiert, um herauszufinden, wo überall sonst noch Nachbesserungen nötig sind.
Tendenz zu lokalen Schutzmaßnahmen
„Im Unterschied zu den Regulierungen in den 1970er-Jahren gibt es jetzt die Tendenz, diese Bäche nicht mehr durchgehend zu regulieren, sondern nur die gefährdeten Ortsbereiche, Siedlungsbereiche und Einzelobjekte durch Schutzmaßnahmen zu schützen“, so Horst Becker. Diese lokalen Schutzmaßnahmen würden dann für ein neu berechnetes hunderjährliches Hochwasser ausgelegt. Das geschehe aktuell etwa gerade in Heimschuh am Zusammenfluss von Sulm und Saggau, heißt es. Alle weiteren Hochwasserschutz-Projekte sollen künftig auf Basis der neu ermittelten Daten ausgelegt werden.