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Verkehrslösung für Liezen wird vierspurig

Nach jahrzehntelangem Ringen um das vom Durchzugsverkehr geplagte Liezen sind jetzt erste Ergebnisse des im Vorjahr gestarteten Strategieprozesses präsentiert worden. Nun soll im Ortsgebiet statt einer Umfahrung der vierspurige Ausbau der B320 umgesetzt werden.

In der Diskussion der vergangenen Jahre war immer eine Umfahrungslösung ins Spiel gebracht worden – davon hat man sich nun offenbar verabschiedet. Experten des Landes und Vertreter der betroffenen Gemeinden präsentierten am Mittwoch den neuen Lösungsansatz, denn für die Menschen in Liezen sind pro Jahr etwa 340.000 Fahrzeuge – darunter 28.000 Lkws – im Durchzugsverkehr Realität.

„Der richtige Weg“

Die nun präsentierte Lösung sieht vor, den Infrastrukturbestand zu verbessern und auszubauen. Hauptmaßnahme ist der vierspurige Ausbau der B320 in Liezen – für Verkehrsreferent Anton Lang (SPÖ) der richtige Weg: „Wir haben einen Prozess aufgesetzt, der hat ergeben, dass es keine Umfahrung geben wird. Es wird am Bestand ausgebaut. Ich finde, es ist eine gute Lösung, weil wir jetzt die Chance haben, nicht nur den Individualverkehr neu durch Liezen zu lenken, sondern vor allem auch die Fußgänger zu berücksichtigen und die Radfahrer.“

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Unterflurtrassen und Ampelschaltungen

Unterflurtrassen sollen etwa künftig den Durchzugsverkehr vom Querverkehr über die B320 trennen – so soll der Fahrradverkehr verbessert werden, und Fußgänger sollen die B320 leichter queren können. Weiters soll der Kreisverkehr, über den Liezen an die Pyhrnautobahn (A9) angebunden ist, durch bauliche Maßnahmen leistungsfähiger gemacht werden.

„Der Kreisverkehr ist jetzt eine Leistungsbremse, den müssen wir uns als Erstes anschauen. Dann sämtliche Kreuzungen und die Professionalisierung bei der Schaltung der Ampeln“, so Landesbaudirektor Andreas Tropper. Er kündigte an, dass man wohl während der Bauarbeiten eventuell das sekundäre Straßennetz nutzen werde, aber es solle keinen Neubau von Umfahrungsstraßen geben, und die Bauarbeiten würden bei Großveranstaltungen wie dem Nightrace in Schladming oder zu großen Urlauberschichtwechseln eingestellt.

Konkrete Ausbaupläne soll es bis Herbst geben

Was jetzt folgt, ist die Erstellung eines Verkehrsmodells für die weitere Planung – konkrete Ausbaupläne sollen bis Herbst 2025 vorliegen, hieß es. Die Kosten für das Konzept belaufen sich auf rund 600.000 Euro. Die Liezener Bürgermeisterin Andrea Heinrich (SPÖ) sagte: „Ich hoffe, dass wir mit der jetzigen Variante, wo vorerst einmal alle sich einig sind – auch die umliegenden Gemeinden, die hier genauso von diesem Verkehrsproblem betroffen sind –, dass jetzt wirklich eine zeitnahe Lösung gefunden wird, die für alle positiv ist und uns alle zufriedenstellen kann.“ Bis 2030 soll die Verkehrslösung Liezen fertig sein, „und derzeit schaut es so aus, dass wir das sicher schaffen“, so Heinrich.

„Jede Umfahrungsvariante hätte mindestens 15 Jahre gebraucht, aber auch nur, wenn wir uns alle einig gewesen wären. Eine wäre durch ein Natura 2000-Gebiet gegangen. So wird nun unser Boden nicht versiegelt, und der Wirtschaftsstandort Liezen wird nicht umfahren“, so die Liezener Bürgermeisterin weiter. Wegen der Siedlungen im B320-Bereich sei sie sicher, dass auch Lärmschutzmaßnahmen eingeplant seien.

Die Kosten dürften sich auf 50 bis 60 Millionen Euro belaufen, hieß es am Mittwoch bei der Präsentation des Vorhabens im Liezener Rathaus; vielleicht könne man schon 2026 auf 2027 zu bauen beginnen, sagte der für Verkehr in der Steiermark zuständige Lang.

Harmonische Präsentation

Im Vergleich zu den Kalamitäten der vergangenen 30 Jahre mit Blockaden, Demos und Verhaftungen von Demonstranten wegen der geplanten und dann abgesagten Ennstalschnellstraße ging es am Donnerstag bei der Präsentation richtiggehend harmonisch zu. Der Lassinger Bürgermeister Engelbert Schaunitzer (ÖVP) – dessen Gemeinde mit „Mautflüchtlingen“ von der nahen A9 und fehlenden Geschwindigkeitsbeschränkungen zu kämpfen hat – erinnerte sich bei der Präsentation daran, dass er selbst als junger Mann bei einer Demo verhaftet worden war.

Der Bürgermeister von Irdning-Donnersbachtal, Herbert Gugganig (ÖVP), äußerte ebenfalls Sorge wegen „Mautflüchtlingen“ und ventilierte Tonnagebeschränkungen – da müsse man auch ein Routing über das Voralpenkreuz der Pyhrnautobahn (A9) andenken –, aber er sei sehr froh, dass es nun endlich eine Lösung gebe: „Ich bringe bei der Eröffnung einen Liter selbstgebrannten Vogelbeerschnaps mit“, kündigte er Verkehrsressortchef Lang an.