An die 1.800 Kontakte zu Sexarbeiterinnen im Jahr haben die Streetworkerinnen der Informationsstelle für Sexarbeit vom Grazer Frauenservice – meist in Bordellbetrieben.
Deutlicher Anstieg
Die meisten Kontakte betreffen Informationen zu den Gesundheitsuntersuchungen und zur vorgeschriebenen Selbstständigkeit. An zweiter Stelle sind es Gespräche zur psychischen Gesundheit; an dritter Stelle stehen Gewaltthemen. Von etwa fünf Kontakten zu chinesischen Frauen pro Jahr ist die Zahl zuletzt stark gestiegen: „Es war wirklich minimal. Und 2023 ist es hochgesprungen auf 23“, sagte Projektleiterin Michaela Engelmaier.
„Diese Fälle sind ungewöhnlich“
Extrem selten vertrauten sich von Prostitutionshandel Betroffene ihnen an, so Engelmaier: „Diese Fälle sind ungewöhnlich. Wir haben bis jetzt einen einzigen Fall gehabt, wo wirklich die Person sich als Opfer auch selber gesehen hat, und wir dazugerufen worden sind.“
Internationaler Prostitutionshandel wird, wird er erwerbsmäßig betrieben, mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft. „Das heißt, wenn ich zum Beispiel nach Ungarn fahre und dort Personen anspreche und sie dann nach Österreich bringe, auch wenn sie wissen, dass sie in der Sexarbeit tätig sind, dann mache ich mich strafbar“, so Engelmaier.
Abschiebung droht
Sabrina Stranzl ist Kulturwissenschaftlerin und forscht zum Thema Sexarbeit. Sie gibt zu bedenken, dass sich viele chinesische Frauen wegen der Ein-Kind-Politik in einer Zwangslage befinden: „Menschen, die in China geboren wurden und eventuell das zweite Kind waren oder das dritte, haben oft keine Geburtsurkunde. Sie sind verschwiegen worden durch die Ein-Kind-Politik. Sie existieren auf dem Papier nicht.“ Werden in Österreich Fälle von Prostitutionshandel aufgedeckt, drohe die Abschiebung nach China, so Stranzl.