Laborfleisch
ORF
ORF
Wissenschaft

Laborfleisch: Molekularbiologe teilt Bedenken

Der steirische Molekularbiologe Fritz Treiber von der Universität Graz teilt die Bedenken der Landwirtschaftskammer in Sachen Laborfleisch. Mit einer Online-Petition will man gegen die Zulassung in der EU vorgehen. Laut dem Experten gab es in der Entwicklung des Fleisches aber noch keine großen Durchbrüche.

Auch in Europa könnte Laborfleisch kurz vor der Zulassung stehen. Die Landwirtschaftskammer startete am Montag eine Online-Petition gegen Laborfleisch, weil sie fürchtet, bäuerliche Familienbetriebe könnten von internationalen Konzernen zurückgedrängt werden – mehr dazu in Petition gegen Laborfleisch startet (22.4.2024).

Produktionsmenge als Hindernis

Aktuell würden etwa 250 Start-ups weltweit an der Entwicklung von Laborfleisch arbeiten, sagt Fritz Treiber, Molekularbiologe und Nahrungsexperte an der Universität Graz: „Große Durchbrüche hat es noch nicht gegeben. Woran scheitern die meisten: Ich muss es in großen Mengen produzieren können, damit ich konkurrenzfähig bin, und da sind noch die größten Probleme.“

Das im Labor wachsende Fleisch habe kein Immunsystem, sei also anfällig für Pilze und Bakterien, so der Experte. Aus diesem Grund müsse es immer gekühlt oder gefroren sein, von der Herstellung bis zur Pfanne. Der Energieaufwand sei daher enorm, so Treiber: „Viele Start-ups haben das nicht richtig berechnet, also geschwindelt sozusagen, und jetzt kommt man drauf, wenn man das alles miteinbezieht, ist es besser als herkömmliches Fleisch, aber man ist auch nicht weit weg davon. Mit der CO2-Bilanz kann man nicht groß Werbung betreiben."

Petition gegen Laborfleisch startet

Die heimische Landwirtschaft macht gegen Laborfleisch mobil. Mit einer Online-Petition, die sich an die Bundesregierung richtet, will man gegen die Zulassung in der EU vorgehen. Unterstützt wird die Petition auch von der steirischen Politik.

Auch nicht unbedingt mit dem Tierwohl, denn als Wachstumsbeschleuniger werde Kälberserum verwendet. Alternativen gebe es zwar, Firmen würden sich aber am Preis orientieren, so der Experte: „Und wenn ich jetzt zum Beispiel Kälberserum aus China bekomme, das günstiger ist als ein anders hergestelltes ohne Tierleid und ohne, dass Tiere umgebracht werden, dann greife ich da zu."

Laborfleisch wird unter Panier versteckt

Der Molekularbiologe teilt die Bedenken der Landwirtschaftskammer, dass große internationale Konzerne künftig den Fleischmarkt dominieren könnten: „Möglich wäre es, wenn der Preis für Laborfleisch unter jenem liegt, was es jetzt konventionell kostet.“ Der Großteil des Laborfleisches werde unter einer Panier versteckt als Tiefkühlschnitzel angeboten werden, doch auch am Steak aus dem Labor werde bereits gearbeitet: „Mit 3D-Druckern, mit Zellkulturen, dass man dann Fettschichten druckt. Derzeit schaut es nicht schön aus, aber in Zukunft, in 20 Jahren könnte das durchaus möglich sein.“ Ob Laborfleisch gesund oder ungesund ist, darüber gebe es noch keine unabhängigen Studien.