Mord-Prozess in Graz
APA/ERWIN SCHERIAU
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Chronik

18 Jahre nach Mord: Hohe Haftstrafen

In Graz sind am Freitag zwei Männer wegen Mordes zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden Slowaken sollen vor 18 Jahren in der Oststeiermark an der Ermordung eines Italieners mitgewirkt haben. Beide Männer hatten ihre Unschuld beteuert.

Ein Italiener soll im Auftrag seiner ehemaligen Freundin vor 18 Jahren getötet worden sein. Die Frau hatte von dem Mann längere Zeit Geld kassiert, doch als er sie wegen Betrugs anzeigen wollte, soll sie drei Männer mit seiner Ermordung beauftragt haben.

Zwei davon saßen die ganze Woche über in Graz auf der Anklagebank: Ein 56-Jähriger soll den Plan ausgedacht und die Waffe besorgt haben, ein 55-Jähriger soll direkt an der Tötung beteiligt gewesen sein. Beide fühlten sich nicht schuldig – mehr dazu in Mordfall nach 18 Jahren vor Gericht.

Ermittler erzählt von einem Zeugen

Nachdem bereits ein Ermittler aus der Slowakei befragt wurde – Mordprozess: „Verkehre nicht in Polizeibars“– , war am Freitag ein steirischer Polizist am Wort – er betonte allerdings, dass er mit dem Fall nur indirekt zu tun gehabt habe: „Mein ganzes Wissen stammt aus dem Akt“, sagte er. Er sei als stellvertretender Chef der Abteilung auf den Fall gestoßen und habe sich dann weiter informiert.

Der Akt umfasst 14 Bände, es klafft aber eine beachtliche Lücke von November 2002 bis April 2016 – diese Lücke will der Chefinspektor der steirischen Kriminalpolizei jetzt füllen.

Tatwaffe nie gefunden

Er erwähnte einen Zeugen, der im Gefängnis gesessen war und etwas über den Mord zu wissen vorgab: „Er hat Einzelheiten erzählt, die nie in der Presse waren und die nur der Täter gewusst haben kann.“ Die Vermutung war, dass der Häftling von einem Tatbeteiligten etwas gehört hatte. Er beschrieb auch die „Hinrichtung“ des Opfers detalliert.

Der Informant blieb aber namenlos, auch die Tatwaffe wurde nie gefunden – angeblich wurde sie in der Nähe des Tatorts bei einem Strommast vergraben. Die slowakischen Kollegen hätten sich nicht wieder gemeldet, so der steirische Ermittler: Weder die Suche nach der Waffe, noch das Treffen mit dem Informanten bekamen einen Aktenvermerk; die Staatsanwaltschaft blieb uninformiert.

Chef gab späterem Opfer Geld

Als Zeuge wurde auch der italienische Dienstgeber des Toten, bei dem er in der Slowakei gearbeitet hatte, gehört: Der Mann erzählte, dass das spätere Opfer von der Lebensversicherung zugunsten seiner Freundin erzählt habe – der Chef fragte ihn, ob er „von Sinnen ist“ und empfahl ihm, schnellstens nach Hause nach Italien zu fahren; wenige Wochen später war sein Mitarbeiter tot.

„Er war bei der Arbeit übermüdet, wie ferngesteuert“, erinnerte sich der Zeuge. Das lag unter anderem daran, dass der Arbeiter in der von ihm finanzierten Wohnung nicht einziehen durfte, sondern „am Gang vor der Wohnung“ schlafen musste. Sein Chef riet ihm, nach Hause zurückzufahren und gab ihm dafür 5.000 Kronen.

Urteile nicht rechtskräftig

Die Geschworenen befanden beide Männer für schuldig. Der 55-Jährige, der direkt an der Tötung beteiligt gewesen sein soll, wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt, der 56-jährige Planer des Verbrechens zu 17 Jahren. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.