Hitze und Trockenperioden im Sommer werden länger, vor allem in Städten wird es laut Klimaforschern immer häufiger zu unerträglichen Temperaturen kommen – und das spüren auch die Menschen in Graz.
Strukturen erkennen
Reinhold Lazar vom Institut für Geographie und Raumforschung an der Uni Graz analysiert im Auftrag der Stadt das Klima und sitzt auch in einer Expertengruppe des Klimabeirates. Um die wirkungsvollste Maßnahme für die Stadtteile herauszufinden, soll es nun im Sommer über Graz eine sogenannte Thermalbefliegung geben.
„An drei Terminen, in der Nacht, in der Früh und zu Mittag, wo dann die Einstrahlung besonders hoch ist. Das Flugzeug fliegt in 1.500 bis 2.000 Meter Seehöhe, die Sensoren liefern hochaufgelöste Daten, damit wir aufgrund der Oberflächentemperatur Strukturen erkennen können: Wie wirksam sind bestimmte Maßnahmen, wie stark kühlend wirkt eine Baumkrone, wie eine grüne Wiese, wie ist es mit einem grünen Dach, diese Details wollen wir uns anschauen“, so Lazar.
Karte und Stadtplanung
Diese Details sollen auf einer Karte erfasst werden, die Ergebnisse könnten dann in der Stadtplanung berücksichtigt werden, um den Grünraum besser mitgestalten zu können, sagt Reinhold Lazar: „Ich habe dort eine versiegelte Fläche, ich mache daraus eine Grünlandschaft, was bewirkt das im klimatologischen Kontext, dafür dient diese Studie, Gesamtzeitraum etwa zwei Jahre. Erste Ergebnisse werden wir vielleicht schon im Herbst haben. Ähnliche Stadtklimaanalysen haben wir schon in Südamerika und auch in Laibach durchgeführt.“
Auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) beteiligt sich an dem Thermalflug-Projekt. Auch zur kalten Jahreszeit könnten solche Flüge durchgeführt werden, um zum Beispiel den Wärmeverlust von Dächern zu prüfen.
Bäume, Gründächer und helle Fassaden
Bäume sind zur Kühlung laut Lazar übrigens zwar am besten geeignet – die Kühlleistung eines Baumes beträgt 20 bis 30 Kilowatt, das entspricht etwa zehn Klimaanlagen oder einer gefühlten Temperatur, die zehn bis 15 Grad tiefer liegt –, doch auch Gründächer und entsprechende Fassaden können zu einem besseren Klima in den Städten beitragen. Bei der Fassadengestaltung schlägt der Wissenschaftler etwa vor, hellere Farben künftig gesetzlich vorzuschreiben, denn dunkle Farben, wie kaffeebraun oder dunkelgrau, seien für ein besseres Klima kontraproduktiv.
Land und Stadt Graz fördern Klimaschutzforschung
3,5 Millionen Euro investieren das Land und die Stadt Graz für den Klimaschutz, konkret für die Unterstützung von Forschungsprojekten. Die Ausschreibung „Green Tech 100 – 1 Earth, 0 Carbon, 0 Waste“ richtet sich an sämtliche universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der Steiermark – mehr dazu in 3,5 Milionen Euro für Klimaschutzforschung.
30 Millionen Euro will die Stadt Graz in naher Zukunft für den Klimaschutz in die Hand nehmen. Weil die geplanten Projekte aber immer noch in den Startlöchern stehen, wurden die Grazer Bürger selbst aktiv und brachten ihre Ideen ein – mehr dazu in Grazer mit vielen Klimaschutz-Ideen. Und auf Initiative der Landesregierung konstituierte sich jetzt ein Klimakabinett – mehr dazu in Steirisches Klimakabinett konstituierte sich.