Mitte Mai sagten Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) den Bau der umstrittenen Plabutschgondel endgültig ab – mehr dazu in Endgültiges Aus für Grazer Plabutschgondel (13.5.2020).
Nun stehen zwei aufgelassene Steinbrüche im Zentrum der Überlegungen: Vor einigen Jahren kaufte die Stadt die stillgelegten Steinbrüche Vincke I und II. Ursprünglich wollte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) diese bereits 2017 zugänglich machen – andere, zum Teil nicht umgesetzte Projekte wurden vorgezogen. Jetzt kommt wieder Bewegung in die Angelegenheit. Ein vollständiges Nutzungskonzept für die Steinbrüche ist laut Robert Wiener von der Abteilung Grünraum und Gewässer in Arbeit und soll bis Jahresende vorliegen.
Naturlehrpfade und Aussichtsplattformen
Geplant ist, die beiden Gebiete in erster Linie ökologisch zu sichern und durch Naturlehrpfade und Aussichtsplattformen im Rahmen der Möglichkeiten zugänglich zu machen. Das Problem dabei ist das poröse Gestein, denn laut Wiener ist vor allem der nördliche der beiden Steinbrüche teilweise instabil.
Angedacht sind weiters Sportanlagen in den unteren Bereichen der Areals: So könnte etwa in der Nähe des Karolinenwegs ein Pumptrack für Mountainbiker entstehen, so Wiener. Die Göstinger Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Andrea Hriberschek (SPÖ) hofft indes auf eine künstliche Wand zum Klettern ein Stück weiter nördlich.
Zweite Waldschule angedacht
Auch Stadtförster Peter Bedenk setzt sich für die nachhaltige und koordinierte Nutzung des großteils bewaldeten Naherholungsgebietes rund um den Plabutsch ein. Ein Teil davon ist die geplante Einrichtung einer zweiten Grazer Waldschule in dem leer stehenden Karolinenhof, einer ehemaligen Gaststätte, benannt nach Caroline, die mit ihrem Ehemann, Kaiser Franz I., im Juni 1830 den Plabutsch besuchte.
Die Baugenehmigung für das Waldschulprojekt gibt es bereits – nun wird nach Sponsoren gesucht, denn eine nachhaltige Mustersanierung des historischen Gebäudes inklusive autarker Energie- und Wasserversorgung kostet rund eine halbe Million Euro, schätzt der Geschäftsführer der GBG (Gebäude- und Baumanagement Graz), Günter Hirner.
Mehr Wanderwege und Mountainbike-Strecken
Grünen-Gemeinderätin Andrea Pavlovec-Meixner setzt sich für mehr Wanderwege am Plabutsch ein: Sie fordert unter anderem die Stelle eines städtischen Wanderwege-Beauftragten. Derzeit existiere nicht einmal eine aktuelle Wanderkarte für den Grazer Hausberg. Wegen der vielen wild gewachsenen Wege und ausgefahrenen Mountainbike-Routen ist eine Orientierung für Wanderer oft schwer möglich. In punkto Mountainbike-Strecken startete Sportlandesrat Kurt Hohensinner (ÖVP) diese Woche eine auf Dialog setzende Initiative – mehr dazu in Stadt Graz startet Mountainbike-Offensive.
Fürstenstand muss saniert werden
Ein besonderes Problem stellt die Fürstenstandwarte auf dem Gipfel des Plabutsch dar: Sie ist seit einigen Jahren wegen Einsturzgefahr gesperrt und müsste dringend saniert werden. Bergheurigen-Betreiber Wolfgang Mausser, dem die Warte gehört, hat laut eigenen Angaben mehrmals versucht, mit der Stadt bezüglich einer Co-Finanzierung ins Gespräch zu kommen, bisher allerdings vergeblich. Die Stadt Graz und der Alpenverein, der das Zugangsservitut besitzt, beriefen sich auf Anfrage verschiedener Seiten hin stets auf den Privatbesitz an dem Bauwerk.
Ein Schattendasein im wahrsten Sinne des Wortes fristet indes die auf der benachbarten Hubertushöhe gelegene Kernstockwarte – die einzige „Aussicht“ von dort ist jene in die umliegenden Baumkronen, auch ist sie nur über Umwege durch den Wald erreichbar.
Ein Friedhof der gescheiterten Ideen
Ob die aktuellen Pläne am Plabutsch diesmal ein konkretes Ergebnis zeitigen, bleibt abzuwarten: Seit Ende der 90er-Jahre hat sich ein wahrer Friedhof an gescheiterten Ideen angesammelt. Dazu gehört ebenso die erwähnte Gondelbahn wie ein Ski-Gebiet samt Weltcuprennen sowie eine Treppe von der Stadt zum Gipfel und verschiedene Naturpark-Konzepte.
Ein Grund für das Scheitern dieser Projekte dürfte der bescheidene Anteil städtischen Grundbesitzes sein: Der Großteil des Plabutsch gehört privaten Eigentümern. Das einzige Projekt, das bisher umgesetzt werden konnte, war die Erschließung durch Forststraßen, wie Stadtförster Bedenk nicht ohne Stolz vermerkt: Durch zähe Verhandlungen mit 31 verschiedenen Besitzern sei es gelungen, eine Genossenschaft zu gründen. Die Forststraßen sind schon jetzt für Wanderer und Radfahrer nutzbar.
Zumindest in einem Punkt scheinen sich alle einig zu sein: Es muss etwas mit dem Plabutsch geschehen, besonders jetzt, wo seit dem CoV-Lockdown das Bedürfnis der Menschen nach Naherholung in der Natur gestiegen ist.