Grenzzaun Spielfeld
APA/Erwin Scheriau
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Chronik

Grenzzaun Spielfeld hat noch nicht ausgedient

Der im Zuge der großen europäischen Flüchtlingswelle vor fünf Jahren errichtete Grenzzaun beiderseits des Grenzübergangs Spielfeld ist in den vergangenen Jahren in eine Art Dornröschenschlaf versunken. Ausgedient hat er aber noch lange nicht, wenn es nach den Plänen der Polizei geht.

Seinerzeit wegen angezweifelter Sinnhaftigkeit und hoher Kosten umstritten, wurde die insgesamt rund 3,7 Kilometer lange, zweieinhalb Meter hohe, aus verstärktem Maschendraht („G-7-Zaun“) bestehende Sperranlage in den Jahren 2015/16 westlich und östlich der beiden Grenzübergänge in Spielfeld (Autobahn und Bundesstraße, Anm.) errichtet – mehr dazu in Spielfeld: Vier Meter hoher Zaun fertig (19.12.2015). Ursprünglich war von einer temporären Maßnahme die Rede. Die Kosten beliefen sich auf rund 168.000 Euro.

„Bauliche Maßnahme“

Die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hatte verklausuliert von einer „baulichen Maßnahme“ gesprochen. Der Sager stand daraufhin sogar in einer Doku von Filmemacher Nikolaus Geyrhalter Pate für den Titel.

Weitere Flüchtlingsströme sind seither ausgeblieben. Bei der Landespolizeidirektion Steiermark, die Eigentümerin der Grenzeinrichtungen, hält man an dem Zaun fest. „Der Zaun ist in der bestehenden Form funktionsfähig“, betont Klaus Rexeis von der Grenzpolizei im Gespräch mit der APA. Einzelne Lücken, wie etwa jene auf dem Grundstück des verstorbenen, ehemaligen Grazer Kulturstadtrats Helmut Strobl, könnten vom Bundesheer jederzeit geschlossen werden. Diverse mobile Einrichtungen, wie zusätzliche Gitter oder Sanitäranlagen seien in Zelten gelagert und jederzeit aufstellbar.

Grenzzaun Spielfeld
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Vorbereitung verschiedener Szenarien

„Wir bereiten uns auf verschiedene Eventualitäten vor“, sagte Rexeis. Die Planungen der Exekutive beträfen zwar in erster Linie mögliche neue Migrationsbewegungen, es seien aber auch andere Szenarien denkbar, wie etwa eine mögliche Totalsperre von kleineren Grenzübergängen, wenn sich die Corona-Situation derart verschlechtere. Dann könnte der Grenzverkehr beispielsweise auf einen einzigen Grenzübergang, in diesem Fall Spielfeld, kanalisiert werden, so der Grenzpolizeibeamte.

Auch derzeit führen die Behörden Corona-Kontrollen vor allem an den beiden Übergängen in Spielfeld durch. Wolfgang Klemencic von der Bezirkshauptmannschaft Leibnitz betonte, dass die Kontrollen reibungslos laufen. Pro Tag gebe es rund 50 Quarantäneverfügungen für Einreisende, sagte Klemencic am Freitag zur APA. In der ersten Augustwoche habe es zudem 123 Abweisungen gegeben – mehr dazu in Spielfeld: Bereits über 60.000 Gesundheitskontrollen (06.08.2020) .

Keine Aufregung mehr

Von der seinerzeitigen Aufregung über den Zaun ist nichts geblieben, sagt der Amtsleiter der Gemeinde Straß, Josef Rauscher. Auch Anrainer wie der Winzer Erich Polz haben sich an den Maschendraht an der Grenze gewöhnt. Es gibt Durchgänge für Wildtiere und auch für Wanderer, die – zum Teil und nicht immer – unversperrt sind. Auf den Tourismus habe der Zaun jedenfalls keine negativen Auswirkungen, sagt Polz: „Der Austausch mit Slowenien funktioniert, die Gäste haben einen größeren Radius“, freute sich Polz.