erster, steirischer Corona-Massentest, Grazer Messehalle
APA/ERWIN SCHERIAU
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Coronavirus

Massentest: Wenig aussagekräftig, aber sinnvoll

Was bringen Massentests? An dieser Frage scheiden sich derzeit die Geister. Der Infektionsspezialist Bernhard Haas sagt, sie seien aus medizinischer Sicht sinnvoll, aufgrund der geringen Beteiligung aber wenig aussagekräftig.

Zwei Millionen Menschen haben sich laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an der ersten Tranche der Massentests beteiligt. Davon waren rund 4.200 Ergebnisse auch nach den Nachtests positiv. Anschober wertete das als „guten Start“ und einen „gelungenen Schritt zur Eingrenzung der Pandemie in Österreich“, wie er am Montag in einer Aussendung mitteilte – mehr dazu in Anschober sieht „gelungenen Schritt“ (news.ORF.at).

„Jeder Positive ist ein Erfolg“

Es war ein Versuch, und jetzt gehe es darum, daraus zu lernen – so bewertet wiederum der Grazer Infektionsspezialist Bernhard Haas die Massentests. Tests seien durchaus sinnvoll, denn jeder Positive, den man rausfische, sei ein Erfolg – denn wenn der Test ausschlägt, sei die Person schon hochinfektiös.

In der Steiermark waren rund 1.000 Teilnehmer positiv – mehr dazu in Erste Bilanz: CoV-Massentest ohne Massen. „Man geht davon aus, dass jede Person, wenn ich die asymptomatischen Infektionen miteinschließe, die ich auslösen kann, wiederum zwei bis drei Personen infizieren kann. Und so ist es doch eine nicht unbeträchtliche Anzahl, die damit verhindert werden konnte“, so Bernhard Haas.

Bevölkerung unterschiedlich erreicht

Ein Problem sei, dass man die Bevölkerung unterschiedlich erreicht habe, so Haas weiter: In den gefährdeten Bevölkerungsgruppen, also bei Menschen über 50, war das Interesse am größten. Hingegen war der Zuspruch bei den Zehn- bis 29-jährigen nicht so groß, „aber genau diese Personengruppe ist in einem sehr hohen Ausmaß mobil und kann dadurch zu einer Weitertreibung der Infektion beitragen“.

Je mehr mitmachen, desto gezielter die Maßnahmen

Ob sich die Pandemie eindämmen lässt, ließe sich nicht beurteilen, weil die Teilnahme an den Tests zu gering gewesen sei, so der Infektionsexperte – mehr dazu in Massentestsystem soll überdacht werden: „Man hätte natürlich, wenn ich mehr getestete Personen gehabt hätte, den Vorteil, dass ich Rückschlüsse machen kann. In welchen Bezirken habe ich besonders viele Infizierte, in welcher Altersgruppe habe ich besonders viele Infizierte, und das hilft natürlich immer, gewisse Maßnahmen zu setzen, um eine weitere Verbreitung zu bekämpfen“, sagt der Experte. Je mehr Informationen man habe, desto gezielter könne man Maßnahmen setzen – dafür wäre laut Haas allerdings eine Beteiligung von mehr als 60 Prozent notwendig.

Zugang zu Massentests „einfach machen“

Dass viel weniger Menschen als von der Regierung erwartet an den Massentests teilgenommen haben, hat für den IHS-Chef und Verhaltensökonom Martin Kocher mehrere Gründe: Unter anderem sei die Maßnahme sehr kurzfristig angekündigt worden. Damit die nächste Runde erfolgreicher wird, sei vor allem zweierlei nötig, zeigte sich Kocher in der ZIB2 überzeugt – mehr dazu in Zugang zu Massentests „einfach machen“ (news.ORF.at).