Ein Joint wird vorbereitet.
dpa/Friso Gentsch
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Chronik

Weniger Drogendelikte in CoV-Krise

Die CoV-Pandemie wirkt sich auch auf die Statistik im Bereich der Suchtmittelkriminalität aus: So ging laut Landespolizeidirektion Steiermark die Zahl der Drogendelikte seit Ausbruch der Krise zurück.

Um die Drogenkriminalität vor allem in öffentlichen Parkanlagen einzudämmen hat die Polizei einst Schutzzonen errichtet – mehr dazu in Grazer Schutzzonen so gut wie drogenfrei (2.7.2019). Die Schutzzone im Grazer Stadtpark wird nun um weitere sechs Monate verlängert – mehr dazu in Schutzzone in Grazer Stadtpark wird ausgedehnt.

Schutzzonen haben sich laut Polizei bewährt

Seit Errichtung der Schutzzonen rund um Parkanlagen wurde mehr als 1.100 Mal nach dem Suchtmittelgesetz eingeschritten, fast 900 Betretungsverbote wurden ausgesprochen, sagt Heimo Kohlbacher, Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark: „Wenn man sich die Bilanz ansieht, kann man durchaus davon ausgehen, dass sich diese Schutzzonen bewährt haben. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung konnte durchaus gestärkt werden – diese Erfahrung haben wir auch von den Parkbenützern in beinahe täglichen Rückmeldungen erhalten.“

Weniger synthetische Drogen, mehr Cannabis

Nicht nur die rund um Parkanlagen errichteten Schutzzonen sorgen dafür, dass die Zahl der Drogendelikte sinken – die steirische Polizei führt das auch auf die CoV-Krise zurück, denn die Zahlen sinken seit Ausbruch der Pandemie vor einem Jahr, und das dürfte laut Polizei mit den CoV-Maßnahmen zusammenhängen. Ob und wohin sich die Drogenkriminalität verlagert hat, werde erst die Kriminalstatistik zeigen.

Durch Corona habe sich einiges verschoben, sagt Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt Graz. Bestellungen hätten sich oft ins Darknet verlagert, gewisse Drogen seien nicht mehr so populär: „Ich denke jetzt an klassische synthetische Drogen, wo vielleicht die Lieferkette nicht mehr funktioniert, oder Tanzdrogen wie Ecstasy. Nachdem keine Events stattfinden, ist da der Konsum deutlich zurückgegangen, das kompensiert sich in Richtung andere Stoffe, die etwas dämpfender sind, wie Alkohol oder Cannabis, die eher den Lückenbüßer spielen dürfen“, sagt Zeder.

Erst am Montag stellte die Polizei in Wagna im Bezirk Leibnitz eine Indoor-Hanfplantage mit 134 Cannabispflanzen im Verkaufswert von mehreren tausend Euro sicher. Ein vertraulicher Hinweis führte Suchtgiftermittler zu der Plantage im Keller eines Wohnhauses. Zwei Frauen, 29 und 32 Jahre alt, und ein 30-jähriger Mann werden laut Polizei als Haupttäter geführt, gegen fünf weitere Verdächtige wird wegen der Mittäterschaft ermittelt. Alle Verdächtigen stammen aus den Bezirken Graz-Umgebung und Leibnitz.

Mehr „Geheim-Trinker“ statt öffentlichem Alkoholkonsum

Während im ersten Lockdown alles neu war, herrschte in den weiteren Lockdowns oft das Gefühl, „es zipft einen alles an“ – das sei eher ein Grund, Drogen zu nehmen, sagt Zeder: „Also, ich erwarte mir – und die Zahlen sprechen auch dafür –, dass dann über die Zeit mehr konsumiert wird.“

Auch Manfred Gaishofer von der Steirischen Gesellschaft für Suchtfragen (BAS) sagt, soziale Trinker etwa hätten ihren Konsum reduziert, andere Gruppen konsumieren mehr: „Das sind die Menschen, die gelernt haben, etwas zu konsumieren, um ihre inneren Spannungen zu überwinden, auch die Spannungen, die durch die derzeitige Situation entstehen, bei denen steigt der Konsum.“

Im Zentrum für Suchtmedizin am LKH Graz II, das hauptsächlich Alkoholabhängige betreut, heißt es, es gebe wegen Corona weniger öffentliche Trinker, mehr Trinken im Geheimen, wodurch es möglicherweise mehr unerkannte Opfer geben könnte.