Schöckl Parkplatz
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Wirtschaft

Masterplan gegen Massentourismus gefordert

Viele steirische Naherholungsgebiete sind immer häufiger überfüllt. Die Grünen fordern vom Land daher einen Masterplan, wie man künftig mit den Besucherströmen umgehen und die Natur schützen kann.

Ob der Schöckl bei Graz, die südsteirische Weinstraße oder der Dachstein – durch die Coronavirus-Pandemie sind die nahegelegenen Erholungsgebiete zu beliebten Ausflugszielen geworden. Vom Massentourismus im großen Stil sei man in der Steiermark zwar noch weit entfernt, an gewissen Hotspots sei es aber höchste Zeit, zu handeln, sind nicht nur die Grünen überzeugt, die eine entsprechende Landtagsinitiative gestartet haben.

Geregelte An- und Abreise nötig

Auch Franz Handler, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Naturparke, ist daher für ein steiermarkweit einheitliches und umfassendes Konzept, das bei der Anreise der Gäste beginnen müsse: „Da bedarf es einer Lenkung. Wie kommen die Leute hin, wo können sie parken und wie ist der öffentliche Verkehr. Und der zweite Aspekt ist dann die Lenkung vor Ort, durch Schilder aber auch durch RangerInnen, die kommunizieren, was ist vor Ort erlaubt, wo darf ich mich bewegen, was ist hier und wie kann ich mich sinnvoll bewegen.“

Ähnlich wird das in der Steiermark – die Freizeitsportler betreffend – bereits mit Hilfe des neuen Mountainbike-Koordinators gehandhabt – mehr dazu in Mountainbike-Koordinator zieht erste positive Bilanz.

Unterstützung der öffentlichen Hand gefragt

Nur so würde die breite Masse Regeln zum Schutz der Natur akzeptieren, sagt Handler. Doch das alles kostet Geld – und da brauche es ein Zusammenspiel von Tourismusregionen, Gemeinden und dem Land, sagt Norbert Hafner vom Alpenverein Steiermark: „Ich glaube schon, dass das notwendig ist, dass man da auch auf Landesebene oder insgesamt von öffentlicher Hand mit dabei ist, in der Koordination und entsprechend Unterstützungen, dort, wo sie notwendig sind, leistet.“ Außerdem müssten auch die Grundbesitzer und Jäger in die Planung der regionalen Konzepte miteinbezogen werden.

Neue Struktur im Herbst soll helfen

Diese Mammutaufgabe will Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl von der ÖVP im Herbst in Angriff nehmen, wenn der steirische Tourismus neu strukturiert ist – mehr dazu in Strukturreform im Tourismus vor Beschluss (13.1.2021).

„Ich erwarte mir von den neuen Erlebnisregionen, die es ab Herbst geben wird, einen Vorteil, weil man dann in der Erlebnisregion die Ströme leichter lenken kann, als wenn ich wie jetzt 96 Tourismusverbände versuchen muss, auf einen Tisch zu bekommen. Und es gibt sicher noch Bereiche, wo wir handeln müssen.“

Eine erste Maßnahme, um den Grazer Hausberg zu entlasten, sei etwa der Bau eines Busbahnhofs in Fasslberg, am Fuße des Schöckls. Kombiniert mit Radabstellplätzen und Shutteldiensten will man den Tagesausflüglern so schmackhaft machen, künftig aufs Auto zu verzichten. Schließlich entfallen laut Alpenverein mehr als 80 Prozent der CO2-Emissionen eines Bergsportlers auf die Pkw-Fahrt zum Ausflugsziel und wieder nach Hause.

Auch Wohnbevölkerung trägt Leid mit

Leidtragend durch den Massentourismus ist aber auch die Wohnbevölkerung in der jeweiligen Region, ebenso trifft es land- und forstwirtschaftliche Betriebe, aber auch den Tourismus selbst, weil derartige ungesteuerte Entwicklungen im Qualitätssegment auch langfristig schweren ökologischen und ökonomischen Schaden anrichten können.