Themenbild: Antisemitismus, Judentum
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Religion

Pandemie fördert Antisemitismus

Am Dienstag jährt sich der Novemberpogrom zum 83. Mal. Der Antisemitismus ist aber auch heutzutage spürbar – und verstärkte sich in der Steiermark durch die CoV-Pandemie weiter. Vor allem im Internet steigt die Anzahl judenfeindlicher Postings stark an.

Der Antisemitismus ist europaweit im Aufwind, sagt Elie Rosen wörtlich. Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz sieht einen Trend, der durch die CoV-Pandemie zusätzlich verstärkt wurde: „Jetzt in Zeiten der Pandemie kommen althergebrachte Verschwörungstheorien wieder auf. Das war immer so, dass Minderheiten in Extremsituationen herhalten haben müssen, und da sind die Juden natürlich auch wieder im Kurs.“

Deutlicher Anstieg in Sozialen Medien

Judenfeindliche Äußerungen werden häufig mündlich oder schriftlich getätigt. Im vergangenen Jahr wurde Elie Rosen selbst von einem Syrer mit einem Sesselbein attackiert. Der Angreifer wurde im Oktober zu drei Jahren Haft verurteilt – mehr dazu in Grazer Synagogenangreifer verurteilt (21.10.2021).

Auch im Internet ist Antisemitismus immer häufiger zu beobachten, sagt Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark. Allein heuer seien bei ihrem Team schon 834 NS-Parolen und 383 antisemitische Äußerungen gemeldet worden – deutlich mehr als vor der Pandemie: „Hier vermerken wir einen Trend von 38- bis 39-prozentiger Steigerung. Natürlich spielt da die Weltverschwörungstheorie eine große Rolle und die Leugnungen, die sich antisemitischen Klischees bedienen.“

Werte geraten in Vergessenheit

So werden beispielsweise einflussreiche Juden aus aller Welt für die CoV-Krise und die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht, sagt Grabovac: „Die klassische Sündenbock-Theorie, die schon seit Jahrtausenden geübt wird, kommt jetzt wieder gemeinsam mit der Corona-Pandemie.“

Laut Elie Rosen zeige sich auch, dass viele Werte in Vergessenheit geraten würden, die nach dem Zweiten Weltkrieg erarbeitet wurden, etwa die Menschenrechte sowie die Grund- und Freiheitsrechte, meint der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz.

Schoah-Gedenkmauer eröffnet

Zum 83. Jahrestag der Novemberpogrome wurde am Dienstag in Wien die Schoah-Namensmauer eröffnet. 20 Jahre lang kämpfte der austrokanadische Holocaust-Überlebende Kurt Yakov Tutter für die Realisierung. Nun sei den fast 65.000 jüdischen Kindern, Frauen und Männern deren Namen und deren Würde zurückgegeben worden, sagte er am Dienstag: „Möge es Frieden bringen in den Herzen“ – mehr dazu in Schoah-Gedenkmauer wird eröffnet (news.ORF.at).