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Wirtschaft

Leere Dachböden sollen Wohnraum werden

Viele Dachgeschoßeinheiten in der Steiermark, vor allem in Graz, stehen derzeit leer und sind noch dazu sanierungsbedürftig. Das Land will daher jetzt deren Ausbau fördern und so zusätzlichen Wohnraum schaffen.

340.000 Wohngebäude gibt es in der Steiermark, viele davon verfügen über Dachgeschosseinheiten, die ungenutzt sind. In Graz wurden einige dieser Dachgeschosse von der technischen Universität Graz auch auf ihren Zustand hin unter die Lupe genommen, mit dem Ergebnis, dass acht von zehn der untersuchten Dachstühle in einem sehr schlechten Zustand sind – mehr dazu in Studie: Altstadt-Dachstühle bedürfen Sanierung (29.10.2021).

Mehr Wohnraum, weniger Flächenverbauung

Das Lebensressort des Landes plant auf Grundlage dieser Studienergebnisse nun, leerstehende Dachböden zu sanieren und bewohnbar zu machen. Damit könne man mehr Wohnraum schaffen und gleichzeitig eine weitere Flächenverbauung steiermarkweit verhindern, sagt der zuständige Landesrat Johann Seitinger (ÖVP): „Wir wollen mit diesem Projekt jetzt aufzeigen, dass man Grund und Boden sparen kann, und im Dachboden sehr rasch Wohnungen ausbauen kann.“

In Graz komme zusätzlich der Aspekt dazu, die historische Dächerlandschaft zu erhalten, erklärt der Leiter des Instituts für Holzbau und Holztechnologie, Gerhard Schickhofer: „Das ist wie ein Regenschirm, den ich bespanne mit einem wunderbaren Schutzdach und darunter habe ich dann eine Konstruktion, die nicht funktioniert – also das kann es nicht sein. Mir liegt etwas daran, das Unesco-Kulturwelterbe in Graz erhalten zu helfen.“

TU Graz als Ansprechpartner

Die Wohnbauabteilung des Landes will bei der Sanierung auf eine intelligente Modulbauweise aus Holz setzen, die von der TU Graz entwickelt wurde. Die Universität sei hier auch erster Ansprechpartner, sagt Schickhofer: „Das liegt natürlich jetzt am Besitzer der Dachkonstruktionen, mit uns dazu in Kontakt zu treten. Wir würden das natürlich wissenschaftlich begleiten und auch entsprechend Sorge tragen, dass hier Kontakte zustande kommen, um das dann auch entsprechend umsetzen zu können.“

Förderungen als Anreiz

Damit die Idee auch angenommen wird, bietet das Land derzeit umfangreiche Förderoptionen an, sagt Seitinger: „Wenn es da und dort auch enger hergeht mit den Förderprogrammen, könnte man auch, wenn es intelligente und innovative Bauformen gibt, mit einer so genannten Forschungsförderung noch eines draufsetzen, damit das Wohnen dort auch leistbar wird.“ Gleichzeitig sollen aktiv auch steirische Bürgermeister und Wohnungsgenossenschaften angesprochen werden.

Zusätzlicher Wohnraum für 36.000 Personen

Alleine in Graz könnte durch den Ausbau der ohnehin meist sanierungsbedürftigen Dachgeschosse zusätzlich Lebensraum für 36.000 Personen geschaffen und gleichzeitig eine weitere Verbauung verhindert werden, war das Thema Bodenversiegelung in Graz zuletzt doch erst nach heftigen Unwettern im Sommer aufgeflammt, bei denen Teile der Stadt völlig überschwemmt wurden. In der Folge wurden Forderungen laut, Graz vor einer weiteren Verbauung zu schützen – mehr dazu in Verbautes Graz: KPÖ will Freiflächen erhalten (12.8.2021).