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Impfpflicht-Vorstoß stößt auf Verständnis

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat am Freitag eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal angekündigt. Bei den steirischen Einrichtungen stößt man damit auf Verständnis, die Ärztekammer fordert sogar eine Ausweitung.

Die Impfpflicht sei ein „Gebot der Stunde“, es gelte, teilweise Schwerkranke zu schützen, so Mückstein bei der Ankündigung am Freitag. Deshalb müsse das gesamte Personal, nicht nur Ärzte und Pfleger, geimpft sein – mehr dazu in Impfpflicht für Gesundheitspersonal kommt (news.ORF.at).

Verständnis und Forderung nach mehr Ressourcen

Michael Tripolt, Vorsitzender der steirischen Gesundheitsgewerkschaft und des KAGes-Betriebsrates, zeigt Verständnis für die angekündigte CoV-Impfpflicht, richtet aber auch eine klare Botschaft an die Politik: „Die Impfquote ist in den Gesundheitsberufen sehr hoch – weit über 80 Prozent. Hätten wir das in der gesamten Bevölkerung, hätten wir die Probleme, wo wir jetzt sind, nicht.“

Man sei es leid, immer neue Vorschriften zu bekommen, so Tripolt: „Wo bleiben die Ressourcen, die wir dringend brauchen im Gesundheitswesen? Wo sind die Mittel, damit wir mehr Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsbereich bekommen, damit wir die Bevölkerung weiter in guter Qualität versorgen können?“ Erst am Mittwoch fanden österreichweit Demonstrationen des Gesundheitspersonals statt – mehr dazu in Tausende Pflegekräfte zeigen Missstände auf.

Caritas: „Schutz steht an erster Stelle“

Bei der Caritas Steiermark habe man bisher versucht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Sinnhaftigkeit einer Impfung zu überzeugen, sagt Vizedirektorin Nora Tödtling-Musenbichler – das habe auch zu einer hohen Impfquote geführt: „Natürlich kann es auch vorkommen, dass es Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter gibt, die sich nicht impfen lassen wollen. Da sind wir als Caritas so, dass wir keine Spaltung unter unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben möchten.“

Man werde auch schauen, was das für die einzelnen Mitarbeiter bedeute: „Für uns steht an erster Stelle, dass die Bewohnerinnen und Bewohner bestmöglich geschützt sind, aber auch die Kolleginnen und Kollegen.“

Impfpflicht könnte Personalmangel verschärfen

Marianne Raiger vom Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband meint, dass man bisher auf Aufklärung gesetzt habe. Es sei nicht abzusehen, wie sich die Impfpflicht auswirke – im schlimmsten Fall würde sie bedeuten, dass Pflegekräfte den Beruf wechseln könnten, und das bei einem ohnehin schon bestehenden Mangel an Fachpersonal, so Raiger.

Ärztekammer für Ausdehnung auf andere Berufe

Auch die steirische Ärztekammer steht einer Impfpflicht für das Gesundheitspersonal positiv gegenüber – mehr noch: Präsident Herwig Lindner fordert zusätzlich eine Ausdehnung auf auch andere Berufe. „Ein wirklich sinnvoller guter erster Schritt ist die Impfpflicht für diejenigen Berufsgruppen, die wirklich eine hohe Anzahl von Sozialkontakten haben – das sind nun einmal die Gesundheitsberufe, zumal die Gesundheitsberufe auch mit immunsupprimierten Menschen zu tun haben, die Tumorerkrankungen haben, andere Erkrankungen, bei denen die Impfung nicht wirkt, oder mit Menschen zu tun haben, die sich nicht impfen lassen können. Auch das Lehrpersonal, die Buschauffeure, die Taxilenker, die Schulbuslenker, das sind auch Personen, die hier ganz besonders geschützt werden sollten, und die sollten auch von einer entsprechenden Impfpflicht erfasst sein.“

Fachleute für „durchgreifende Maßnahmen“

Ein Lockdown für Ungeimpfte steht in ganz Österreich vor der Tür. Bevor Regierung und Landeshauptleute über weitere Verschärfungen beraten, appellieren namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für konsequente Maßnahmen: „Wir wollen möglichst viel vom alten Leben zurück!“ – mehr dazu in Fachleute für „durchgreifende Maßnahmen“ (news.ORF.at). Im Vorfeld warnt allerdings die Antidiskriminierungsstelle Steiermark und bezeichnet einen solchen Lockdown als Gefahr für die Gesellschaft – mehr dazu in Lockdown für Ungeimpfte „Gefahr für Gesellschaft“.