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Gasversorgung: IV warnt vor Optimismus

Die Industriellenvereinigung Steiermark warnt einmal mehr eindringlich vor einem Gasausfall. Alle bisherigen Einschätzungen zu den Folgen seien viel zu optimistisch, heißt es, die Bundesregierung brauche dringend eine klare Strategie.

Die Buchungen für den russischen Gastransit nach Europa durch die Ukraine über die Schlüsselroute Sochraniwka sind am Mittwoch auf null gesunken – das geht aus Daten des ukrainischen Gaspipelinebetreibers hervor. Die Ukraine hatte tags zuvor davor gewarnt, die Lieferungen über diese Route kriegsbedingt einzustellen – mehr dazu in Ukraine stellte Gastransit über Sochraniwka ein (news.ORF.at).

IV: „Lage nicht unterschätzen“

Dem ukrainischen Netzbetreiber zufolge fließt über diese Route fast ein Drittel des Erdgases, das von Russland über die Ukraine nach Europa geleitet wird. Auf die Steiermark hätte das vorerst zwar keine direkten Auswirkungen, heißt es seitens der IV Steiermark, Geschäftsführer Gernot Pagger sieht dennoch dringenden Handlungsbedarf, denn unterschätzt werden dürfe die Entwicklung nicht: „Entwicklungen wie die heutige zeigen einfach auf, wie angespannt die Situation ist. Wir können die Lage gar nicht ernst genug nehmen.“

Lieferstopp bringe „volkswirtschaftlichen Kollaps“

Immerhin benötigt die steirische Wirtschaft 78 Prozent des steirischen Gasbedarfs und dieser Bedarf sei 2021 zu 80 Prozent aus russischen Lieferungen gedeckt worden – mehr dazu auch in Steirische Industrie von Gas stark abhängig (27.4.2022). Käme es zu einem Lieferstopp, hätte das massive Auswirkungen auf die Wirtschaft, so Pagger: „Wenn kein Gas mehr zur Verfügung steht, betrifft das in einem ersten Schritt die energieintensive Produktion, sehr rasch dann aber auch viele Zulieferbetriebe, viele Betriebe, die auf Vorprodukte angewiesen sind – es würde ein volkswirtschaftlicher Kollaps drohen, auch noch einmal verschärft durch eine Unsicherheit der Stromversorgung, da wie ja Gaskraftwerke auch benötigen, um unsere Stromnetze stabilisieren zu können.“

Ein Stopp von Gaslieferungen würde laut IV außerdem über Monate anhalten, das hätte letztlich zur Folge, dass auch schnell Produkte des täglichen Lebens fehlen würden – als Beispiele nennt die IV etwa Medizinprodukte oder Verpackungsmaterial von Lebensmitteln.

IV hofft dringend auf neue Bezugsquellen

Auf eine Gas-Krise würde zudem eine Strom-Krise folgen, die Bundesregierung brauche daher dringend eine klare Strategie und neue Bezugsquellen: „Das Befüllen der Gasspeicher ist ein wichtiger Schritt, wird aber nicht reichen. Österreich muss deshalb auch die Suche nach alternativen und neuen Bezugsquellen intensivieren und beginnen, mit anderen Ländern in den Dialog zu treten, auch darüber, gemeinsam in die nötigen Infrastrukturen zu investieren, beispielsweise mit Italien, Kroatien, Slowenien – das sind jetzt unsere Ansprechpartner.“

Die Industrie selbst arbeitet bereits an langfristigen Lösungen, die aber, so heißt es, würden nicht nur enorme Investitionen, sondern vor allem auch Zeit erfordern – mehr dazu in Industrie rüstet sich für Gasembargo (9.4.2022).