Christopher Drexler und Hermann Schützenhöfer
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Politik

Politologen analysieren Regierungsübergabe

Was muss Christopher Drexler tun, um die nächste Landtagswahl zu gewinnen? Und welche Meilensteine und Tiefpunkte gab es während der Amtszeit von Hermann Schützenhöfer? Die Politologen Peter Filzmaier und Thomas Hofer analysieren und geben einen Ausblick.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zieht sich Anfang Juli aus der Politik zurück – das kündigte er Freitagvormittag in Graz an. Sein Nachfolger als Landeshauptmann und steirischer ÖVP-Chef wird Kulturlandesrat Christopher Drexler – mehr dazu in Schützenhöfer tritt ab, Drexler folgt nach und in „Kronprinz“ Drexler rückt auf.

Politologe Peter Filzmaier blickt zurück auf die Ära Schützenhöfer in der Steiermark und seine sieben Jahre als Landeshauptmann: „Der Höhepunkt war sicher die Reformpartnerschaft. Kritischer hingegen ist da alles rund um die Flüchtlingsbewegung 2015. Wobei die Handlungsmöglichkeiten eines Landeshauptmannes da sicher begrenzt sind. Und dann war er natürlich vom Corona-Management, und allen Wirren der Pandemie, betroffen.“

Steirische Themen setzen

Sein Nachfolger, Christopher Drexler, gilt als liberal, weniger katholisch. Für die nächste Landtagswahl im Jahr 2024 muss Drexler ein eigenes, steirisches Thema setzen, sagt Filzmaier. „Also keine Bundes-ÖVP und noch weniger Pandemie und Krieg am Hals haben. Und er muss die Schlagkraft der Parteiorganisation im Wahlkreis Graz und Umgebung dramatisch erhöhen, denn da hat man ja gerade den Bürgermeistersessel verloren.“

Politologe Peter Filzmaier im Interview

Dass Drexler in den nächsten zwei Jahren den Landeshauptmann-Bonus verspielen und die Volkspartei Platz eins verlieren könnte, daran glaubt Politologe Peter Filzmaier derzeit nicht: „Die ÖVP kann natürlich Stimmen verlieren. Sie wird aber wohl erster bleiben und hat vor allem einen Glücksfall: eine Mehrheit gegen die ÖVP ist zwar rechnerisch sicher möglich nach der nächsten Landtagswahl, aber dafür müssten sich Grüne und FPÖ oder NEOS und FPÖ oder auch SPÖ und FPÖ einig sein, und das ist sehr unwahrscheinlich bis unmöglich.“

Aufbau Drexlers über Jahre

Der Politikberater Thomas Hofer, ein gebürtiger Steirer, sagt über den künftigen Landeshauptmann Christopher Drexler: „Er war in Wahrheit der Einzige, der dafür in Frage gekommen ist, für seinen Vorgänger, Hermann Schützenhöfer. Er hat ihn auch über Jahre aufgebaut. Und bei den letzten Regierungsumbildungen und Ressortverteilungen hat man in der Steiermark gesehen, dass Schützenhöfer sehr stark in diese Richtung gedacht hat. Warum? Ursprünglich war Drexler einmal für den Gesundheitsbereich zuständig, ist dort aber durchaus angeeckt und das ist kein einfaches Ressort, so wie es auch für seine Nachfolgerin kein einfaches ist. Er hat dann die Ausweichroute über etwas einfachere Ressorts genommen, damit er sein Image da nicht zu sehr anpatzt.“

„Drexler wird seine Zunge entschärfen“

Auch Hofer betont, dass Drexler nicht in die Fußstapfen Schützenhöfers treten solle und könne. Er müsse und werde seinen eigenen Weg finden, glaubt Hofer: „Landespapa, das wird schwer für ihn. Er ist eine ganz andere, politische Persönlichkeit. Er ist durchaus einer, der oft zuspitzt, der als eine Art ‚Häuptling scharfe Zunge‘ agiert hat. Da wird er sich sicher ändern als Landeshauptmann. In Wahrheit war es die logische Bank aus Sicht der ÖVP in der Steiermark.“