Ulrich Lenz (2.v.r.), designierter Intendant der Oper Graz, mit seinem Team (v.l.n.r.) Chefdirigent Vassilis Christopoulos, Chef-Dramaturgin Katharina John, und Ballettdirektor Dirk Elwert
APA/KARIN ZEHETLEITNER
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Kultur

Oper Graz: Neues Team – mehrere Erstaufführungen

Nicht nur einen neuen Spielplan, sondern Innovationen auf allen Ebenen hat das neue Führungsteam der Grazer Oper am Freitag präsentiert. Den Auftakt der Intendanz von Ulrich Lenz bildet „Hoffmanns Erzählungen“, als weiterer Opernklassiker wird Verdis „Macbeth“ zu sehen sein.

„Der Spielplan der kommenden Saison umfasst 350 Jahre Operngeschichte“, betonte der designierte Intendant Ulrich Lenz – mehr dazu in Ulrich Lenz übernimmt Oper Graz (25.11.2021) – bei seiner ersten Pressekonferenz: Der Bogen reicht von „Der Bürger als Edelmann“ von Lully und Moliere als Koproduktion mit dem Schauspielhaus bis zur österreichischen Erstaufführung von Peter Eötvös’ „Schlaflos“, einer „tragischen Geschichte von Armut und Ausgrenzung“.

Vier Regieteams setzen Eröffnung in Szene

Eröffnet wird mit einem Opernklassiker in neuer Darbietung: Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ wird von vier Regieteams in Szene gesetzt – eines für jeden der drei Frauen-Akte, eines für die beiden Rahmen-Akte. „Diese ganz unterschiedlichen Geschichten werden in ganz unterschiedlichen Theaterästhetiken umgesetzt“, erläuterte Lenz.

Premiere für „Macbeth“ und Christopoulus

Verdis „Macbeth“ wird die zweite Opernpremiere sein und die erste des neuen Chefdirigenten Vassilis Christopoulos – mehr dazu in Ein Grieche dirigiert die Grazer Philharmoniker (22.12.2022) –, der auch bei „Schlaflos“ und mehreren Konzerten am Pult der Grazer Philharmoniker stehen wird.

Er leitet auch das Eröffnungskonzert: „Es ist auch ein Aufbruch, wenn ‚Don Juan‘ des jungen Richard Strauss am Anfang steht“, betonte der Dirigent. Sein Neujahrskonzert wird unter dem Motto „Vive la France“ stehen und seine Neigung zu Frankreich widerspiegeln. Gezeigt wird auch erstmals in Graz die slowenische Nationaloper „Die Nachtigall von Gorenska“ von Anton Foerster, ein Werk aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.

Nach langem wieder eine Stolz-Operette

Seit 40 Jahren steht wieder einmal ein Werk des Grazer Komponisten Robert Stolz auf dem Programm – die Operette „Venus in Seide“ bringt bekannte Gesichter auf die Bühne: TV-Star Ferry Öllinger und die Sängerin Ildiko Raimondi werden das Ensemble ergänzen.

Familienmusical wird übernommen

Auch konzertant wird eine Operette geboten, wenn das kaum aufgeführte Werk „Marinka“ von Emmerich Kalmann zu hören sein wird. Musicalfans kommen mit Gershwins „Crazy for you“ auf ihre Kosten, das Werk besticht vor allem durch seine Hits wie „Embraceable you“, „But not for me“ oder „I got rhythm“. Das Familienmusical „Tom Sawyer“ wird diesmal keine Kooperation mit dem Jugendtheater der Bühnen, Next Liberty, sein, sondern laut Lenz aus Kostengründen eine Übernahme von der Komischen Oper Berlin.

Ballettchef „holt sechs Choreografen in die Stadt“

Der neue Ballettchef Dirk Elwert betonte, dass er nicht selbst choreografieren werde, sondern „sechs Choreografen in die Stadt holen“ wird. Der erste Tanzabend ist „Orlando“ nach dem Roman von Virginia Woolf, der die Reise einer Person durch die Jahrhunderte beschreibt, wobei sie vom Mann zur Frau wird. „Immer wieder lösen sich hier die Geschlechterrollen auf“, beschrieb Elwert den Reiz dieses Balletts. „Bach Variations“ wird vor dem Eisernen Vorhang getanzt und „Vom Verschwinden der Körper“ ist eine Arbeit von Maura Morales, bei der es um den Körper, sein Werden und sein Auflösen geht.

Chefdramaturgin Katharina John beschrieb einige der neu konzipierten Formate, die sich von einer Performance („Kirschenrummel“) am Kaiser-Josef-Platz und anschließendem Zug zum Kunsthaus bis zu einer Oper am Land, deren zweiter Teil im Opernhaus zu erleben ist, erstrecken. Aktuelle Themen greift die Jugendoper „Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“, basierend auf dem gleichnamigen Buch, auf.