Bundesheer desinfiziert und übernimmt obersteirisches Pflegeheim
APA/Erwin Scheriau
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GERICHT

Prozess zu Pflegeheim Tannenhof beginnt

Die vielen CoV-Fälle im Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen im Mürztal haben ab Dienstag ein Nachspiel bei Gericht in Leoben: Fünf Personen aus der Einrichtung müssen sich wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten verantworten.

Ende 2020 waren in dem Pflegeheim Tannenhof von 49 Heimbewohnern 38 an Covid erkrankt, 18 starben. Weil auch ein Großteil des Personals mit dem Coronavirus infiziert war, musste das Bundesheer aushelfen. Die Ermittlungen ergaben strafrechtlich relevante Missstände – mehr dazu in „Tannenhof“: Gutachten liegen vor (22.7.2021).

Leitende Mitarbeiter und Verantwortliche

Ab Dienstag müssen sich deshalb fünf Angeklagte vor Gericht verantworten – mehr dazu in Fünf Angeklagte in der Causa Tannenhof (1.3.2023). Es sind fünf leitende Mitarbeiter bzw. Verantwortliche des Pflegeheims Hof in Sankt Lorenzen, die auf der Anklagebank sitzen. Strafrechtlich müssen sie sich wegen des Vergehens der vorsätzlichen Gefährdung von Personen durch übertragbare Krankheiten verantworten.

Zahlreiche Vorwürfe

„Den Angeklagten wird zur Last gelegt, dass sie es unter anderem unterlassen haben, trotz eindeutiger Verordnungen und Richtlinien des Gesundheitsministeriums und des Landes Steiermark entsprechendes Contact-Tracing durchzuführen. Auch stehen sie im Verdacht, es unterlassen zu haben, die Mitarbeiter und die Heimbewohner auf Covid-19 zu testen bzw. die erkrankten Personen und die Verdachtsfälle entsprechend zu isolieren“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Riedler.

Es gibt noch weitere Vorwürfe: So wird den Angeklagten auch zur Last gelegt, „dass sie es unterlassen haben, entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Und deshalb wurden auch keine adäquate Schutzausrüstung in der ausreichenden Zahl für die Mitarbeiter beschafft“, so Riedler.

Rund 90 Zeugen vorab einvernommen

Dem Prozess ging ein umfangreiches Ermittlungsverfahren voraus. „Die Staatsanwaltschaft Leoben hat eine Sachverständige für das Pflegewesen beigezogen, auch eine Gutachterin für Hygiene und Mikrobiologie. Und es wurden mehrere Sachverständige der Gerichtsmedizin beigezogen, insgesamt wurden vom Landeskriminalamt Steiermark rund 90 Zeugen zum Sachverhalt einvernommen.“

Vorerst sind acht Verhandlungstermine bis Ende Juni festgesetzt. Im Fall einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu drei Jahre Haft.