Hangrutsch von oben
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Chronik

Trotz Regens nur mäßige Hangrutschgefahr

Am Mittwoch sind neuerliche Regenschauer angesagt – Wasser, das die Böden vor allem in der Südsteiermark nicht mehr aufnehmen können. Das steigert auch wieder die Gefahr von Hangrutschungen, vom schlimmsten Szenario gehen die Experten aber nicht aus.

Es sei zu erwarten, dass die neuerlich prognostizierten Regenfälle auch wieder Hangrutschungen auslösen, „aber die große Gefahr, wenn das nicht exteme Niederschlagsereignisse sind, wird eher nicht sbestehen“, beruhigt Landesgeologe Marc Andre Rapp.

Kaum eine Region ohne Hangrutschungen

Am ehesten gefährdet seien die Bezirke Südoststeiermark, Leibnitz und Deutschlandsberg, wo erst am Wochenende teils ganze Ortsteile unter Wasser standen – Videos: Lokalaugenscheine in Krisengebieten (5.8.2023).

Haus nach Hangrutsch gefährdet
ORF/Bernt Koschuh

Generell gebe es derzeit aber kaum eine Region, die nicht betroffen ist: „In der Region Murtal gibt es auch schwere Murenabgänge – da ist beispielsweise die Landesstraße L539 auf 70 Meter Länge bis zu einem Meter hoch verurt. Nur in den Regionen Liezen und Murau sind im Moment keine akuten Schadstellen gemeldet.“ Allein im Bereich der Landesstraßen seien aktuell 400 Hangrutsche gemeldet, in allen Fällen sei die geologische Lage aber bereits berurteilt beziehungsweise würden die Hänge derzeit gesichert: „Bei den Hangrutsuchungen, die bis jetzt bekannt sind, wurden nach der Erstbeurteilung Sofortmaßnahmen eingeleitet – da ist man vorerst sicher.“

Sorge wegen gesättigter Böden

Mit etwas mehr Sorge blickt Harald Eitner, Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, auf die neuerlichen Regenprognosen: „25 Millimeter pro Quadratmeter sind prognostiziert, das klingt nicht nach so viel, aber bei vollständig gesättigten Böden können sie die Rutschaktivitäten wieder anheizen.“

Stark in Mitleidenschaft gezogen wurden durch Murenabgänge zuletzt auch die Gemeinde- und Landesstraßen, auch sie werden laufend von Geologen begutachtet. Wie hoch der entstandene Schaden ist, könne derzeit aber noch nicht abgeschätzt werden, heißt es aus dem Verkehrsressort des Landes.

Gutachten zu Hangrutsch an Weinstraße

Ein Hangrutsch an der Weinstraße in der Südsteiermark beschäftigt die Gemüter schon seit längerem. Ein Weinhang war dort abgerutscht, seit Wochen gibt es in diesem Bereich eine Sperre der L613 – mehr dazu auch in Baustart nach Hangrutsch auf Weinstraße.

Hangrutsch Grassnitzberg
Land Steiermark

Weil nicht klar war, wer für den Hangrutsch verantwortlich ist und damit die Frage im Raum stand, wer den Schaden bezahlen soll, hat die Landesstraßenverwaltung ein Gutachten in Auftrag gegeben: „Das Gutachten liegt nun vor und kommt zum Schluss, dass der Auslöser der Rutschung eindeutig im unterliegenden Hangbereich zu finden ist und nicht im Bereich des Straßenkörpers der Landesstraße“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme aus dem Büro des zuständigen Verkehrslandesrates Anton Lang (SPÖ). Das Gutachten sei nun an den Verfassungsdienst des Landes übermittelt worden, mit diesem gemeinsam werde jetzt „über die weiteren rechtlichen Schritte beraten“.

Schauer und Gewitter ab Nachmittag

Am Mittwoch sei vor allem in jenen Gebieten, die schon am Wochenende von starken Regenfällen heimgesucht wurden, wieder mit Regen zu rechnen, sagt Fritz Wölflmeier von GeoSphere Austria: „In den Gebieten, wo es Überschwemmungen und große Niederschläge gegeben hat, da sind die Böden noch sehr nass, können praktisch kein Wasser aufnehmen, das Wasser steht zum Teil auch noch. Dort sind Regenschauer zu erwarten – fast flächendeckend.“ Die ersten Schauer werden am frühen Nachmittag erwartet, Entspannung gibt es erst in der Nacht: „Richtig vorbei ist es erst ab Mitternacht oder ein, zwei Stunden danach.“

Pflegeheim zum zweiten Mal evakuiert

Noch vor Einsetzen des Regens musste einmal mehr ein Pflegeheim in Kaindorf an der Sulm evakuiert werden, da das Grundwasser wieder in den Keller eingedrungen war und die dort installierten Maschinen für den Betrieb des Heims nicht aktiviert werden konnten. Rund 25 Bewohnerinnen und Bewohner sind betroffen. Das Heim musste erst am Wochenende geräumt werden – mehr dazu auch in Starkregen: Evakuierungen und Notquartiere (4.8.2023). In mehreren Ortschaften gibt es zudem wegen verschmutzter Brunnen nach wie vor kein frisches Trinkwasser – mehr dazu in Südsteirische Orte teils noch ohne Trinkwasser.