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„Home-Invasion“: Haftstrafe für letzten Verdächtigen

Der Prozess nach einem brutalen Überfall im eigenen Haus in der Nähe von Graz im Dezember 2022 ist zu Ende gegangen. Angeklagt waren ursprünglich acht Männer, nach diversen Verurteilungen stand der letzte Verdächtige am Mittwoch vor Gericht. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt.

Angeklagt waren insgesamt acht Männer, die teilweise zahlreiche Vorstrafen mitbrachten. Der Ankläger sprach zu Prozessbeginn von einer „verabscheuungswürdigen, widerlichen Tat“, die sich im Dezember 2022 in Stattegg nördlich von Graz ereignet hatte. Ein solcher Raubüberfall sei ganz besonders zu verurteilen, da „man sich in den eigenen vier Wänden sicher fühlen sollte“.

Einer der bereits Verurteilten erledigte für das spätere Opfer Arbeiten in Haus und Garten. Der 57-Jährige baute auch im Hasenstall ein Versteck ein, aus dem bei dem Überfall Münzen im Wert von fast 800.000 Euro entwendet wurden. Die Anklage ging davon aus, dass der Mann und sein Sohn (23) die Informationen über das Versteck weitergegeben hatten.

Drei andere Männer – darunter der 23-jährige Angeklagte – sollen daraufhin mit Hilfe eines nachgemachten Schlüssels ins Haus gekommen sein und die Frau gefesselt und bedroht haben, um den Code ihres Tresors zu erfahren. Sie konnte sich in der Aufregung aber nicht daran erinnern, also nahmen die Männer ihn einfach mit. Im Inneren sollen sich 35.000 Euro befunden haben; außerdem sollen die Räuber ein Armband im Wert von 33.000 Euro sowie die Münzen aus dem Hasenstall mitgenommen haben. Für die Angeklagten gab es bislang zum Teil mehrjährige Haftstrafen – mehr dazu in Weitere Schuldsprüche nach Home Invasion (21.9.2023)

Nach Brasilien geflohen

Dem nun angeklagten 23-Jährigen hatten zunächst zwei Freunde ein falsches Alibi gegeben, also blieb er auf freiem Fuß – dies nutzt er zur Flucht nach Brasilien. Es gab zwar einen internationalen Haftbefehl, der in Brasilien aber nicht vollzogen worden wäre, wie einer der Ermittler als Zeuge ausführte.

Geständig nach „umfassendem Nachdenkprozess“

„Es war meine eigene Entscheidung zurückzukommen“, betonte der Beschuldigte. „Er war umfassend geständig“, hielt ihm auch Staatsanwalt zugute. Der Verteidiger führte die Rückkehr auf einen „umfassenden Nachdenkprozess“ in Brasilien zurück.

Der 23-Jährige stellte den Überfall dann eher harmlos dar: Seinen Angaben nach wurde die Frau zwar gefesselt, aber der Mund wurde ihr nicht verklebt. Sie konnte sich auch selbst befreien und zur Nachbarin gehen, die die Polizei verständigte. Der Schöffensenat befand den Angeklagten in allen drei Punkten für schuldig und verhängte eine unbedingte Strafe von vier Jahren. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.