Baustelle Neutorgasse
ORF
ORF
VERKEHR

Baustelle Neutorgasse läuft nach Plan

Die Stadt Graz hat am Freitag Aktuelles zur Baustelle Neutorgasse präsentiert: Radweg, Flaniermeile und der Regionalbusverkehr werden ab Juli geöffnet, die neuen Straßenbahnlinien dauern noch bis Ende 2025. Autos müssen nach Vollausbau auf den Gleisen den Straßenbahnen hinterherfahren.

Am 5. März 2023 begannen in der Grazer Innenstadt die Bauarbeiten für die neue Straßenbahnstrecke durch die Neutorgasse – mehr dazu in Baufortschritt bringt Verkehrsentlastung (24.11.2023) und in Spektakuläre Anhebung der Tegetthoffbrücke (22.1.2024).

Fertigstellung für 8. Juli angekündigt

Nach wie vor durchziehen Baustellengitter die Neutorgasse zwischen Radetzkystraße und Landhausgasse – laut Stadtbaudirektor Bertram Werle ist man aber im Zeitplan, ab 8. Juli wird die Baustelle Geschichte sein.

Baustelle Neutorgasse
ORF

Bis die Straßenbahnlinien fahren und alle Grünflächen fertig sind, dauert es aber noch. „Die Adaptierung der Brücke und auch die weitere Gleisverlegung sind noch nicht erfolgt“, so Werle.

Autos im Pulk hinter Straßenbahnen

Ab Ende 2025 werden die Linien 16 und 17 durch die Neutorgasse geführt – sie werden dieselben Endstationen haben wie die Linien 6 und 7. Somit sollen durch das Nadelöhr Herrengasse 50 Prozent weniger Straßenbahnen fahren. Die zweigleisig befahrbare Neutorgassse wird nur 6,5 Meter breit sein, Parkplätze wird es keine mehr geben – mehr dazu in Neutorgasse ohne Autos sorgt für Kritik (7.11.2023). Neun Varianten dieses Verkehrskonzeptes seien geprüft worden, hieß es.

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) lobte das größere Platzangebot für Fußgänger und Radverkehr: „Wichtig war von Anfang an die Vorgabe, dass es bestmögliche Erreichbarkeit geben muss mit der bestmöglichen Reduzierung des Durchzugverkehrs. Und das ist dadurch gegeben, dass die Autos nur mehr hinter der Straßenbahn fahren können, im Pulk. Die Ampeln sind auch so geregelt. Das heißt, alle, die es eilig haben und wirklich durchfahren wollen, werden auf den Kai ausweichen, und nur die, die im Viertel was brauchen, da wohnen, liefern oder auch Menschen mit Behinderungen können reinfahren.“

Werle sieht „Jahrhundert-Chance“

Stadtbaudirektor Werle nannte die Tram das mit Abstand attraktivste Verkehrsmittel – hier führe die neue Linie zur Entlastung des Nadelöhrs Herrengasse, durch das bisher alle Grazer Bim-Linien laufen und das bei Demos leicht lahmgelegt wird. „Das ist eine Jahrhundert-Chance“, so Werle.

Die Strecke solle Vorteile für hier lebende und wirtschaftende Menschen bringen. Werle erinnerte an die 1970er-Jahre, als es Befürchtungen gegeben habe, dass die Einrichtung der Fußgängerzone in der Innenstadt die City „zu Tode beruhigen“ werde. „Die Fuzo ist heute nicht mehr wegzudenken, wie auch Grünraum aus einer klimaorientierten Zukunft nicht wegzudenken sein wird.“

Baustelle Neutorgasse
ORF

Vorrang für Straßenbahn

In der Neutorgasse gebe es ab Ende 2025 Vorrang für die Tram, was sie gegenüber dem Individualverkehr attraktiver mache. Auch die Regionalbusse würden dann ab 8. Juli die Achse dann nutzen können. Das 1,1 Hektar große Viertel beherberge rund 1.100 Bewohner, mit den in Beschaffung befindlichen langen Tramgarnituren könne man rund 4.700 Fahrgäste durch die Neutorgasse transportieren – beim Individualverkehr seien es nur zwischen 1.200 bis 1.400. Die Trams würden wegen der Verstärkung der Tegetthoffbrücke die Trasse aber erst 2025 nutzen können.

Holding Graz-Vorstandsdirektor Mark Perz kündigte eine optimierte Ampelschaltung für die Straßenbahn an. „Wir sind absolut im Zeitplan, es gab bisher glücklicherweise keinen Arbeitsunfall.“ Er sei überzeugt, es würden durch die bauliche Gestaltung künftig mehr Menschen in die Stadt kommen. Ab 22. Oktober 2025 werde man im Fahrgastbetrieb sein.

Laut Schwentner würden Haltebereiche für den Lieferverkehr geschaffen und entsprechende Radabstellanlagen. Werle ergänzte, dass man mit den Baukosten von rund 40 Millionen Euro im Plan sei. Am Andreas Hofer-Platz, dem Zentrum für die Regionalbusse, werde es für Wartende gedeckte Bereiche geben.

40 Millionen Euro

Mit den Kosten von 40 Millionen Euro ist man im Plan; bezahlt wird das Projekt von Stadt, Land und Bund. Historisch Interessantes hat die Baustelle auch zu Tage gebracht: Dort, wo ab 2026 die Straßenbahn fahren soll, wurden die Fundamente des alten Torbogens des Neutors freigelegt. Die Reste davon werden versetzt aufgestellt – mehr dazu in Sensationsfund: Altes Stadttor entdeckt (4.4.2023).

Reaktion der Grazer ÖVP

Die Grazer ÖVP heftete sich am Freitag in einer Aussendung die Entwicklung auf ihre Fahnen, dabei hieß es unter anderem: Schwentner habe zurückgerudert, der Druck der „sich schützend vor die betroffenen Geschäfte und Betriebe, Anrainerinnen und Anrainer der Innenstadt“ stellenden ÖVP habe gewirkt. Die SPÖ begrüßte die Einführung von Tempo 30.