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Wirtschaft

Ams-Osram stellt Micro-LED-Entwicklung ein

Der steirische Chip- und Sensorenhersteller ams-Osram stellt nach dem Verlust seines einzigen Kunden für Micro-LEDs die Entwicklung der neuartigen Technik fast vollständig ein. Mehr als 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Konzerns seien davon betroffen, nicht aber in der Steiermark.

Ams-Osram mit Hauptsitz in Premstätten trennt sich von seiner Produktion zur Herstellung von Micro-LED-Technik. Grund dafür ist der Rückzug des einzigen Kunden in diesem Bereich, heißt es am Freitag.

Premstätten nicht betroffen

Betroffen davon sind 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem in Deutschland und Malaysia. Ein Teil könne aber an Projekten für den Einsatz der pixelgroßen LEDs in der Autoindustrie eingesetzt werden, wo ams-Osram noch die größten Chancen sieht.

Am Hauptsitz in der Steiermark müsse man sich nicht von Mitarbeitern trennen: Hier bleibe es bei den Plänen, den Standort auszubauen – mehr dazu in Ams Osram will steirische Standorte stärken (28.7.2023).

Das bestätigt auch Jens Milnikel – er leitet das Halbleitergeschäft von ams-Osram in Premstätten: „Ja, das ist korrekt. Wir reden hier über zwei Standorte, und zwar Regensburg in Deutschland und Kulim in Malaysia. Das heißt ganz klar: Premstätten ist nicht von der Mikro-LED-Thematik betroffen. Ganz im Gegenteil: Wir investieren weiterhin in diesen Standort, sowohl in die Fertigungskapazitäten als auch in unsere Kapazitäten vor Ort.“

Micro-LED-Technik nicht rentabel

Die Investitionen in die Technik würden um 120 Millionen Euro gekürzt. Von der Fabrik für Acht-Zoll-Siliziumscheiben, die ams-Osram für eine Milliarde Dollar (rund 930 Mio. Euro) im malaysischen Kulim eigens für den erhofften Auftrag hochgezogen hat, will sich der Vorstand um Aldo Kamper trennen – für den 400 Millionen Euro teuren Sale-und-Lease-back-Vertrag soll ein neuer Mieter gesucht werden – mehr dazu in Ams-Osram verliert wichtigen Großkunden (29.2.2024).

Nettoverlust von 710 Millionen Euro

Insgesamt werde der Ausstieg aus der Micro-LED-Technik das Unternehmen 700 Millionen Euro kosten, erklärte ams-Osram; davon wurden im ersten Quartal rund 630 Millionen bereits verbucht. Im Februar hatte der Vorstand von bis zu 900 Millionen Euro gesprochen.

Bei dem abgesprungenen Kunden, den das Unternehmen nicht nennt, dürfte es sich um Apple handeln – dort sollten die LEDs etwa in Smartwatch-Displays eingesetzt werden. Die erhoffte Zusage blieb aber aus. Den Bau der Fabrik in Malaysia hatte noch Kampers Vorgänger als ams-Chef, Alexander Everke, eingefädelt – ohne die feste Zusage eines Kunden. Kamper äußerte aber Verständnis für die riskante Entscheidung: „Dass man damals dabei sein wollte, kann ich nachvollziehen. Aber die Welt ändert sich.“

Die Ausstiegskosten führten im ersten Quartal zu einem Nettoverlust von 710 (Vorjahr: minus 134) Millionen Euro, der Umsatz ging um neun Prozent auf 847 Millionen Euro zurück, lag damit aber in der prognostizierten Spanne von 800 bis 900 Millionen Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) schrumpfte auf 124 (151) Millionen Euro. Für das laufende zweite Quartal stellt ams-Osram einen Umsatz von 770 bis 870 Millionen Euro bei einer bereinigten operativen Umsatzrendite von 14 bis 17 Prozent in Aussicht.