Stimmzettel werden aus einer Wahlurne auf einen Tisch geschüttet (Symbolbild)
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Wahl 19

Rekorde, Rekorde, Rekorde

Ziemlich bewegt war die politische Landschaft der Steiermark seit 1945: Die Landtagswahlen brachten nicht nur immer wieder erdrutschartige Wählerbewegungen, sondern auch einen der wenigen Machtwechsel Österreichs.

2005 nahm die SPÖ der ÖVP Platz eins ab – den sich die Volkspartei heuer wieder zurückholen dürfte. Einzigartig ist, dass derzeit die zweitstärkste Partei, eben die ÖVP, den Landeshauptmann stellt, denn der bisher einzige SPÖ-Landeshauptmann der Steiermark, Franz Voves, überließ 2015 der ÖVP dieses Amt – als er 2015 zurücktrat, weil die SPÖ unter die von ihm selbst gesetzte Marke von 30 Prozent fiel.

2015 – Wahl der Rekorde

Dieses Schicksal erlitten 2015 beide Traditionsparteien: SPÖ (29,29 Prozent) und ÖVP (28,45 Prozent) rasselten mit satten Verlusten auf ihren historischen Tiefststand. Ihre teils tiefen Einschnitte im Zeichen der „Reformpartnerschaft“ hatten viele verärgert. Die FPÖ holte sich indes mit 26,76 Prozent ihr bestes Steiermark-Ergebnis der Zweiten Republik, ebenso die Grünen – wenngleich ihre 6,68 Prozent im Vergleich mit anderen Ländern recht bescheiden ausfielen. NEOS gelang es 2015 nicht, den Landtag zu erobern. Dafür sitzt in der Steiermark (österreichweit einzigartig) die KPÖ im Landesparlament – mehr dazu in – Die Ergebnisse der Wahl 15 (ORF.at). Die Kommunisten waren 1970 rausgeflogen und 2005 wieder eingezogen – mehr dazu in Wahl 19: Die KPÖ – ein steirisches Phänomen.

Grafik zeigt Ergebnis der Landtagswahl 2015
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Die größten Wählerbewegungen

Die größten Wählerbewegungen gingen aber auf das Konto von ÖVP und FPÖ: Der FPÖ gelang 2015 mit 16,10 Prozentpunkten das größte Plus im Lande. Dem könnte heuer – läuft es ähnlich wie bei Nationalrats- und Vorarlberg-Wahl – das größte Minus folgen. Bisher sind das 10,12 Prozentpunkte der ÖVP im Jahr 1949, als der FPÖ-Vorgänger Wahlverband der Unabhängigen auf Anhieb 14,54 Prozent schaffte.

Höchster Stimmenanteil Niedrigster Stimmenanteil
SPÖ 44,71 % (1970) 29,29 % (2015)
ÖVP 53,27 % (1974) 28,45 % (2015)
FPÖ 26,76 % (2015) 4,2 % (1974)
Grüne 6,68 % (2015) 2,88 % (1991)
KPÖ 6,34 % (2005) 0,57 % (1995)
Den höchste Stimmenanteil überhaupt verzeichnete die ÖVP 53,27 Prozent im Jahr 1974.

Das nunmehr drittgrößte Plus gelang auch den Freiheitlichen, im Jahr 1991 legten sie um 10,80 Prozentpunkte zu – vor allem zulasten der ÖVP, was fast zum Rücktritt des Wahlverlierers Josef Krainer jun. führte. Neun Jahre später, im ersten Jahr der schwarz-blauen Bundesregierung, schaffte ÖVP-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic den noch etwas größeren Zuwachs um 11,05 Prozentpunkte – um bei der Wahl darauf gleich wieder 8,63 Prozentpunkte und den ersten Platz an die SPÖ zu verlieren.

Größtes Plus Größtes Minus
SPÖ 9,35 Prozentpunkte (2005) 8,97 Prozentpunkte (2015)
ÖVP 11,05 Prozentpunkte (2000) 10,12 Prozentpunkte (1949)
FPÖ 16,10 Prozentpunkte (2015) 7,85 Prozentpunkte (2005)
Grüne 1,43 Prozentpunkte (1995) 0,88 Prozentpunkte (2005)
KPÖ 5,31 Prozentpunkte (2005) 1,93 Prozentpunkte (2010)
Das größtes Plus verzeichnete die FPÖ 2015 mit 16,10 Prozentpunkten, das größte Minus die ÖVP 1949 mit 10,12 Prozentpunkten.

Die erste Landeshauptfrau Österreichs

Klasnic war die erste weibliche Amtsinhaberin nicht nur der Steiermark, sondern ganz Österreichs. Von den insgesamt sieben steirischen Landeshauptleuten der Zweiten Republik (plus einem provisorischen zu Beginn) hielt sich Josef Krainer sen. am längsten im Amt: Mit seinen mehr als 23 Jahren von 1948 bis 1971 steht er österreichweit auf Rang fünf. Das wird ihm der jetzt 67-jährige Hermann Schützenhöfer (ÖVP) nicht streitig machen, ist er doch erst seit Juni 2015 Landeshauptmann – mehr dazu in Sechs Mal Schwarz, einmal Rot und in Schwarzes Kernland mit rotem „Geschenk“.

Läuft es heuer gut für NEOS und KPÖ, gibt es – mit sechs – einen Rekord bei der Zahl der Landtagsparteien. Bisher waren es maximal fünf, nämlich in der (vorzeitig) zu Ende gehenden Periode SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne und KPÖ. Auch in der Periode 1995-2000 gab es fünf Landtagsparteien – allerdings mit dem LIF anstelle der KPÖ.