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Wirtschaft

Ams mit Osram-Übernahme gescheitert

Der steirische Sensor- und Chiphersteller ams ist mit seinem Versuch, den deutschen Leuchtenhersteller Osram zu übernehmen, gescheitert. Ams erreichte die selbst gesetzte Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent nicht.

Ams bot den Osram-Aktionären 41 Euro je Osram-Aktie – damit wäre Osram insgesamt mehr als 3,9 Milliarden Euro wert. Der steirische Sensorhersteller setzte sich allerdings selbst eine Schwelle: Wenn nicht die Eigentümer von mindestens 62,5 Prozent der Osram-Aktien zustimmen, ist der Plan gescheitert – mehr dazu in Ams erhöht Osram-Gebot um 200 Mio. Euro (27.9.2019), in Neue Anteile: ams größter Osram-Aktionär (28.9.2019) und in Osram-Übernahme: Weiter warten bei ams.

Übernahmeplan noch nicht aufgegeben

Genau das trat ein: Tatsächlich nahmen nur 51,6 Prozent die Offerte an, die am Dienstag ausgelaufen war, oder verkauften ihre Aktien direkt an ams. ams ist allerdings mit 19,99 Prozent inzwischen größter Aktionär von Osram.

Ams-Vorstandschef Alexander Everke will seinen Traum von der Erschaffung eines Weltchampions für optische Sensoren- und Optoelektronik aber nicht aufgeben: „Unsere Vision mit Osram ist es, einen global führenden Anbieter von Sensoriklösungen und Photonik zu schaffen, der auf europäischer Technologie basiert und damit sicherstellt, dass Europa seine weltweite Spitzenstellung bei optischen Technologien beibehält“, erklärte der Manager.

Auf Grundlage des 19,99-Prozent-Anteils an Osram sollen daher die Übernahmepläne weiter verfolgt werden. „Mit der Unterstützung der ams-Aktionäre prüft ams strategische Optionen, um die Akquisition von Osram, die ein stärkeres kombiniertes Unternehmen schafft, auf Basis seiner Aktionärsposition weiter zu verfolgen“, hieß es in einer Mitteilung des steirischen Chipherstellers.

Knackpunkt Finanzierung

Osram-Vorstand und Aufsichtsrat hatten das Übernahmeangebot von ams zwar befürwortet, aber mit so vielen Bedenken, dass das vielfach als verstecktes Nein gewertet wurde. Die mehrwöchige Bieterschlacht war von zwei US-Finanzinvestoren gestartet worden, die aber nur 35 Euro je Aktie boten und deshalb keine Chance hatten.

Eine Hauptsorge bei Osram war die Finanzierung, denn um Osram übernehmen zu können, wollte ams ungeachtet einer jetzt schon hohen langfristigen Verschuldung von mehr als 1,4 Milliarden Euro weitere Kredite in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro aufnehmen. Frisches eigenes Geld wollte sich ams mit einer Kapitalerhöhung beschaffen – der Plan sah vor, neue Aktien für 1,5 Milliarden Euro auszugeben und zu verkaufen.

Zukunft von Osram unklar

Aus diesem Grund sind auch die Gewerkschaft IG Metall und der Osram-Betriebsrat gegen die Übernahme – die Arbeitnehmervertreter fürchten eine Zerschlagung Osrams, damit würden letztlich die weltweit 24.000 Mitarbeiter die Kosten der Übernahme tragen. Auch Osram-Vorstandschef Olaf Berlien und der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Bauer hatten sich entschieden, ihre eigenen Aktien nicht an ams zu verkaufen.

Unklar ist, wie es nun mit Osram weitergeht. Wegen des rasanten technologischen Wandels in der Beleuchtungsbranche sind nach Einschätzung der Osram-Führungsetage permanente Investitionen notwendig – doch da das über 110 Jahre alte Unternehmen derzeit Verluste schreibt, ist die Finanzierung von Zukunftsprojekten sehr schwierig. Die Übernahme durch die amerikanischen Investoren hätte Osram nach Einschätzung des Managements sowohl Geld als auch Planungssicherheit für die nächsten Jahre verschafft.

Berlien erklärte: „Nach dem Scheitern der bisherigen Übernahmeversuche behalten wir jetzt unsere Eigenständigkeit und gestalten unsere Zukunft selbst.“ Am 12. November will er seine Pläne vorstellen: „eine Verschlankung des Produktportfolios, ein zügiger Ausbau zukunftsfähiger Produkte und die Optimierung sämtlicher Bereiche sowie Verbesserung der Profitabilität“. Er wolle aber mit der Führung des neuen Großaktionärs ams darüber sprechen, „wie eine sinnvolle und für beide Unternehmen vorteilhafte Kooperation im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben aussehen könnte“.

Ams erwägt neuen Anlauf

Ams-Chef Everkes Ziel bleibt aber eine Übernahme. Dazu hätte er zunächst zwei Möglichkeiten: Entweder Osram erlaubt ihm einen neuen Anlauf vor Ablauf der aus dem Scheitern folgenden Sperrfrist von zwölf Monaten, oder ams stockt seine Beteiligung bis auf 30 Prozent auf – damit würde ein Pflichtangebot für Osram fällig. Eine Aufstockung sei aber zunächst nicht geplant, erklärte ams – dafür bräuchte man erst grünes Licht vom deutschen Kartellamt.