Die Grazer Stadtpolitiker
APA/ERWIN SCHERIAU
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Graz-Wahl

Zwischen Freude und Niedergeschlagenheit

Die Kommunisten auf Platz eins, große Verluste für ÖVP und FPÖ: Die Grazer Gemeinderatswahl am Sonntag hat für große Veränderungen gesorgt. Die Reaktionen in Land und Bund sind dem Ergebnis gemäß unterschiedlich.

Die KPÖ überholt die ÖVP und übernimmt Platz eins – mehr dazu in Erdrutsch in Graz: KPÖ auf Platz eins. Beide Spitzenkandidaten – Elke Kahr (KPÖ) und Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) – waren in einer ersten Reaktion schockiert, wenngleich auf ganz unterschiedliche Art und Weise – mehr dazu in „Mehr als überraschend“. Etwas später erklärte dann Nagl in der ORF-TV-Sondersendung seinen Rücktritt: „Ich werde als Bürgermeister nicht mehr zur Verfügung stehen“ – mehr dazu in Bürgermeister Nagl tritt zurück.

Graz: Reaktionen der Spitzenkandidaten

„Steiermark heute“ fasst zusammen, was die Spitzenkandidaten der Graz-Wahl zu Gewinn und Verlusten sagen. Überraschungen und Enttäuschungen brachte das Ergebnis. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) zieht die Konsequenzen nach dem Wahlverlust und tritt zurück.

Schützenhöfer niedergeschlagen, Kurz „nachdenklich“

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich nach der Wahlschlappe der Volkspartei niedergeschlagen: „Auf eine Niederlage diesen Ausmaßes waren wir nicht eingestellt. Wir haben gespürt, dass wir verlieren, aber in dem Ausmaß haben wir das nicht erwartet. Das ist eine große, schmerzliche Niederlage.“

Reaktionen von Landesebene

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) mit seiner Reaktionen auf den Erdrutsch-Sieg der KPÖ.

Bundeskanzler und Bundes-ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat sich wiederum über den Erfolg der Grazer KPÖ „sehr überrascht“ gezeigt: „Dass die Kommunisten in Österreich eine Wahl, wenn auch eine regionale, gewinnen können, ist etwas, dass nachdenklich stimmen sollte.“

Klimt-Weithaler: „Haben uns um die Leute gekümmert“

KPÖ-Landeschefin war sehr erfreut: "Erstens freue ich mich unglaublich, dass so viele Grazerinnen und Grazer Elke Kahr, Robert Krotzer und dem gesamten Team ihr Vertrauen geschenkt haben. Elke Kahr hat das schon bei der letzten Wahl gesagt: Man kann uns das Resort nehmen, aber nicht die Kompetenz. Ich glaube, wir waren weiterhin immer bei den Leuten und haben uns um ihre Anliegen und Sorgen gekümmert, und ich glaube, das ist das kleine Erfolgsgeheimnis der KPÖ.“

Der Erfolg der Grazer KPÖ hat auch die Bundes-Kommunisten überrascht: „Wir haben mit einem guten Ergebnis gerechnet – aber in dieser Größenordnung und in dieser politischen Tragweite nicht“, so Sprecher Tobias Schweiger. „Für uns ist klar, dass das nicht nur ein Sieg in Graz war, sondern auch ein starkes Signal für eine starke Linke in ganz Österreich.“

Grüne sind „überwältigt“

Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler freute sich über ein „großartiges Ergebnis“ seiner Partei bei der Grazer Gemeinderatswahl – den zweiten Platz mit rund 17 Prozent wertete Kogler als „historischen Erfolg der Grazer Grünen“ und als „klaren Auftrag für mutigen Klimaschutz und ein grünes Graz“. Der Steirer Kogler wünscht sich seinen Grünen nun auch in der Stadtregierung der Landeshauptstadt.

„Überwältigt" zeigte sich wiederum Grünen-Landessprecherin Sandra Krautwaschl: „Das wird das beste Grüne Gemeinderatswahlergebnis in Graz aller Zeiten – das ist sensationell", so Krautwaschl, das Wahlergebnis sei „ein deutliches Votum für mehr Klimaschutz – die Grazerinnen und Grazer haben damit ein eindringliches Zeichen gesetzt“.

Kunasek: „Ärmel hochkrempeln“

Der steirische FPÖ-Chef sprach von einem „politischen Erdbeben“: "Das Ergebnis löst eine massive Veränderung in der politischen Landschaft der Stadt Graz aus. Wir Freiheitliche werden das Ergebnis genau analysieren und uns auch ansehen, wodurch die Zugewinne der erfolgreichen politischen Parteien konkret zustande kamen. Vor allem gilt es, den Bürgerkontakt weiter zu intensivieren. Der Verlust eines Drittels der Stimmen deckt sich mit den Einbußen, die sich auch bei Landtagswahlen in der Steiermark und Oberösterreich sowie auf Bundesebene ereigneten. Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln und natürlich alles daran zu setzen, wieder stärker zu werden.“

Lang sprach von Zitterpartie

SPÖ-Landeschef Anton Lang sagte, es sei noch spannend für die SPÖ: „Es ist ein Ergebnis, das man insgesamt nicht erwarten konnte. Was uns betrifft, ist es eine Zitterpartie. Wir werden sehen, ob es sich mit den Wahlkarten ausgeht.“ Lang spricht hier einen möglichen Stadtsenatssitz an – das erklärte Wahlziel der Sozialdemokraten.

Swatek: „Sehr dankbar“

NEOS-Landessprecher Niko Swatek zeigt sich in einer Reaktion „sehr dankbar. Die Grazerinnen und Grazer haben sich für frische Ideen entschieden und gezeigt, dass sie genug haben vom Zubetonieren und der Freunderlwirtschaft.“

Hocherfreut auch NEOS-Bundesparteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger: „Die Bürgerinnen und Bürger haben sich für die Politik einer neuen Generation entschieden und klar gemacht, dass sie genug haben von der Freunderlwirtschaft und der alten Blockade- und Beton-Politik“, so Meinl-Reisinger in einer Aussendung.