Gegen 20.30 Uhr war über den Notruf Anzeige bei der Polizei erstattet worden – im Eingangsbereich eines Hauses der Glaubensgemeinschaft liege ein „verdächtiges Paket“. Der „bombenähnliche“ Inhalt stellte sich später als funktionstüchtiger Sprengsatz heraus, die Lage als „sehr ernst“: Das Paket hätte „potenziell großen Schaden anrichten können“, so Polizeisprecher Markus Lamb.
Bitte um Mithilfe
Die Polizei sensibilisiert in diesem Zusammenhang und ersucht, etwaige verdächtige Wahrnehmungen bzw. Gegenstände sofort via Notruf 133 zu melden.
Zahlreiche Einsatzkräfte hatten am Karfreitag das Areal großräumig abgesperrt, Sprengstoffexperten und -spürhunde sowie die Bereitschaftseinheit alarmiert; auch der Entschärfungsdienst der Direktion für Spezialeinheiten im Innenministerium wurde hinzugezogen.
50 Personen in Sicherheit gebracht
Rund 50 Personen, die einen Gottesdienst besucht hatten, mussten vorsorglich in Sicherheit gebracht werden – sie wurden von der Feuerwehr und vom Roten Kreuz sowie dem Kriseninterventionsteam erstversorgt und betreut. Verletzt wurde niemand. „Das Paket wurde offenbar bewusst dort abgelegt“, so Polizeisprecher Markus Lamb.
„Steiermark heute“-Reporter Johann Puntigam meldet sich aus Kalsdorf
Seitens der Zeugen Jehovas hieß es, dass man froh sei, dass niemand zu Schaden gekommen ist und die Polizei die Sache sehr ernst nehme. Die Glaubensgemeinschaft betreue nun ihre Mitglieder, weil „das macht mit jedem etwas“, sagte ein Sprecher zur APA. Einige stünden unter Schock, und es sei natürlich „beunruhigend“.
Zusammenhang möglich
Ein Zusammenhang mit den beiden Sprengsätzen bei den Zeugen Jehovas in Leibnitz vom Vorjahr könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, so Lamb – mehr dazu in Sprengsätze gezündet: Staatsschutz ermittelt, Sprengsätze gezündet: Ermittlungen laufen, Anschlag: Zeugen Jehovas bleiben „achtsam“ und Hausdurchsuchung nach Anschlag in Leibnitz.
Eine mögliche Verbindung werde noch geprüft. Im Fall der Leibnitzer Sprengsätze gebe es indessen keine neuen Erkenntnisse. Die Ermittlungen würden weitergeführt. Ein Anfangsverdacht bei einer damals verdächtigen Person hatte sich nicht erhärtet – seither liegen keine neuen Hinweise vor, sagte Lamb.
Paket abtransportiert
In Kalsdorf stellten Entschärfungsspezialisten das Paket sicher und brachten es mit Hilfe von Röntgengeräten und einem Roboter an einen sicheren Ort – dabei wurde zum Abtransport auch ein rund vier Tonnen schweres Spezialgerät mit Sprengstoffunterdrückungssystem verwendet, das erst seit der Karwoche des Vorjahres im Einsatz steht.
Der Kalsdorfer Bürgermeister Manfred Komericky – selbst früher bei der Cobra – sagte am Karsamstag im APA-Gespräch, dass die Einsatzkräfte die Lage sehr gut bewältigt hätten: „Es waren ausreichend Kräfte da. Polizei, Feuerwehr und Rettung waren sehr professionell“, betonte er. Heikel war der Einsatz auch, weil sich der Königreichssaal der Kalsdorfer Zeugen Jehovas in einem Siedlungsgebiet befindet. Schon einige Jahrzehnte sei die Glaubensgemeinschaft in der Marktgemeinde verankert, und „es hat noch nie Schwierigkeiten gegeben“, so der Bürgermeister.
Noch keine konkrete Spur
Unterdessen ermittelt das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) Steiermark hinsichtlich der Hintergründe: Es werden noch Befragungen durchgeführt und der Sprengsatz wird genau auf Spuren untersucht, die möglicherweise beim Bau hinterlassen wurden. Konkrete Hinweise aus der Bevölkerung, die eine Spur zum Täter darstellen könnten, habe es bisher nicht gegeben – mögliche Zeugen werden daher weiterhin gesucht. Die Ermittler hoffen, dass eventuell Anrainer oder Passanten verdächtige Personen mit einem Paket nahe des Königreichssaals in Kalsdorf gesehen haben. Neben der ohnehin bereits verstärkten Präsenz über die Osterfeiertage wurden auch zusätzliche Schutzmaßnahmen für sämtliche Objekte der Zeugen Jehovas veranlasst.