Justizanstalt Karlau
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Chronik

Karlau-Sanierung früher als gedacht

Nach zwei Ausbruchsversuchen aus der Grazer Justizanstalt Karlau folgen nun Baumaßnahmen schneller als gedacht. Der Zustand des Mauerwerks ist schlechter als gedacht, stellte sich bei einer Überprüfung heraus.

Während vergangene Woche noch gesagt wurde, dass die Planung angelaufen ist – mehr dazu in Verlegung nach Ausbruchsversuch in Karlau, werden mittlerweile schon Insassen in andere Anstalten verlegt, bestätigte Leiter-Stellvertreter Oberstleutnant Gerhard Derler am Montag.

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Maßnahmen werden geprüft

Derler erklärte, dass aufgrund der neuen Erkenntnisse einzelne Bau- und Sicherungsmaßnahmen der Generalsanierung vorgezogen werden sollen. Welche genau, werde nun geprüft. Damit die Bauarbeiten früher beginnen können, wurden in den vergangenen Tagen schon 35 Insassen verlegt. „Innerhalb der nächsten Wochen werden auf Vorschlag der Anstaltsleitung und nach Prüfung durch die Generaldirektion bis zu 60 weitere Insassen in andere Justizanstalten verlegt“, hieß es in einer Aussendung am Montag. Eigentlich hätte die Verlegung der Häftlinge erst im Herbst stattfinden sollen.

Sowohl im Oktober als auch Anfang Februar hatten jeweils drei Insassen ein Loch in die Zellenwand geschlagen und gelangten so auf das Außengelände der Karlau. Teilweise schafften es die Ausbrecher sogar über die Außenzäune. Alle Insassen wurden aber in beiden Fällen rechtzeitig geschnappt, ehe sie sich davonmachen konnten. Ein 26-Jähriger war sogar bei beiden Ausbruchsversuchen dabei – mehr dazu in Wieder Ausbruchsversuch in Grazer Karlau (7.2.2021).

Loch „einfach und leise“ zu machen

In beiden Fällen gingen die Häftlinge gleich vor. Sie stemmten das Loch in die Zellenaußenwand und knüpften dann Leintücher zu einer Art Seil zusammen, über das sie hinunterkletterten. Dass man offenbar recht einfach und demnach auch sehr leise ein Loch in die Wand stemmen konnte, dürfte bei einem „Selbstversuch“ der Aufsicht augenscheinlich geworden sein – mehr dazu in Loch in Mauer: Aus Gefängnis abgeseilt (10.10.2020), Karlau-Ausbruch: Aussagen widersprüchlich (11.10.2020), Befragungen nach Karlau-Ausbruch laufen (12.10.2020).

„Intensive Prüfung“

Eine „intensive Prüfung“ habe sich auf die Bereiche bauliche, technische und organisatorische Sicherheit erstreckt. „Im Zuge dessen wurde das Mauerwerk des Zellenhaustraktes durch die Justizanstalt selbst auf die Sicherheit überprüft, zudem ein Gutachten eingeholt und die anstehenden Generalsanierungsmaßnahmen als notwendig befunden“, hieß es weiter in der Aussendung am Montag. Die ermittelten Überprüfungsergebnisse und Erkenntnisse sollen in die Generalsanierung des Zellenhaustraktes der Justizanstalt mit einfließen.

Der Prozess wurde von Graz nach Tirol verlegt. Einer der Angeklagten müsse sich dort wegen eines anderen Delikts verantworten, hatte eine Gerichtssprecherin mitgeteilt – mehr dazu in Karlau-Ausbrecher: Prozess findet in Tirol statt (3.2.2021).