Grazer Hauptplatz
APA/ERWIN SCHERIAU
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Graz-Wahl

Bezirksräte: Schwarzer Ring mit dunkelrotem Kern

Ein schwarzer Ring mit dunkelrotem Kern – so stellt sich Graz nach der Bezirksratswahl 2021 dar: Die KPÖ eroberte acht von insgesamt 17 Bezirken, der ÖVP blieben vor allem die „bürgerlichen“, von Villenstrukturen geprägten Bezirke Waltendorf, Ries und Mariatrost.

Die KPÖ auf Platz eins, deutlich vor der bisherigen Bürgermeisterpartei ÖVP: Die Reaktionen waren dem Ergebnis entsprechend unterschiedlich – mehr dazu in „Mehr als überraschend“ und in Zwischen Freude und Niedergeschlagenheit. Das Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl kam auch für die Politik- und Wahlforscher durchaus überraschend – mehr dazu in Auch Politik- und Wahlforscher überrascht.

Das Ergebnis der Gemeinderatswahl spiegelt sich auch in der Bezirksratswahl wider: Die ÖVP, die 2017 noch in allen Bezirke bis auf Gries den ersten Platz belegt hatte, stürzte vor allem in den inneren Bezirken ab – dort eroberte die KPÖ acht von insgesamt 17 Bezirken.

KPÖ eroberte die inneren Bezirke

Im Bezirk Innere Stadt holte die KPÖ mit mehr als 32 Prozent klar den ersten Platz von der ÖVP, die mit – nach vorläufigem Ergebnis ohne Briefwahl – auf gerade einmal gut 20 Prozent kommt und sogar hinter die Grünen, die mehr als 22 Prozent schaffen, fallen. Ähnlich das Bild in St. Leonhard: Die Kommunisten schaffen mehr als 31 Prozent, die Grünen mehr als 26 Prozent und die ÖVP stürzte von knapp 34 Prozent (2017) auf gut 23 Prozent ab.

In Geidorf, einem der Villenbezirke in Graz, fielen die Abstände zwischen den ersten drei nicht ganz so deutlich aus, aber auch da sind die Kommunisten mit gut 28 Prozent vor den Grünen mit knapp 26 Prozent und der ÖVP mit gut 24 Prozent gelandet – die KPÖ stürzte im Vergleich zu 2017 die Volkspartei vom dritten Platz aus.

Im aufstrebenden Bezirk Lend, der traditionell viele dunkelrote Wähler hat, aber 2017 auch in ÖVP-Hand war, schlug das Pendel nun mehr als deutlich in Richtung KPÖ um: Sie holte mehr als 33 Prozent, während die ÖVP unter 20 Prozent fiel. Das mag typisch sein – KPÖ-Bezirksräte kümmern sich seit Jahren um die vielen kleinen Dinge, die dem Bürger aber täglich in seinem Grätzl auffallen: Da eine Sitzbank aufstellen, dort eine Begrünung veranlassen, hier eine unnötige Versiegelung rückgängig machen.

Stärkste Parteien pro Sprengel bei der Urnenwahl der Gemeinderatswahl 2021. Stand: 26.9.2021, 19.30 Uhr. Briefwahl ist nicht enthalten.

Im Bezirk Gries, in dem viele Migranten leben, hatten die Kommunisten schon 2017 den ersten Platz errungen – den haben sie nun mit mehr als 38 Prozent klar abgesichert. Die ÖVP schafft nicht einmal 19 Prozent – 2017 hatte sie immerhin noch gut 26 Prozent. Im Bezirk Jakomini, einem jener Bezirke mit dem wenigsten Grünraum zwischen den Häuserblocks, drehte die KPÖ das Ergebnis: Die ÖVP verlor den ersten Platz, die Kommunisten kamen auf mehr als 34 Prozent.

ÖVP hält – mit großen Verlusten – äußere Bezirke

Der Bezirk Liebenau, eine Bastion der Volkspartei, ist der ÖVP erhalten geblieben, doch sie stürzte von mehr als 42 Prozent auf gut 33 Prozent ab; die Kommunisten legten um rund neun Prozentpunkte von gut zwölf auf mehr als 21 Prozent zu. Im Bezirk St. Peter, wo im Sprengel 08/80 die Stimmen des vorgezogenen Wahltags ausgezählt wurden, konnte die ÖVP ihren ersten Platz verteidigen, verlor aber von fast 44 Prozent mehr als 13 Prozentpunkte und kam auf nur noch gut 30 Prozent.

Im Bezirk Waltendorf war das Bild ähnlich wie in St. Peter: Die ÖVP konnte zwar den ersten Platz halten, verlor aber um die zwölf Prozentpunkte – von mehr als 46 auf nur noch gut 34 Prozent. Die Grünen blieben in Waltendorf vor der KPÖ auf dem zweiten Platz. Im Bezirk Ries im Osten der Stadt, wo das LKH-Klinikum steht, verlor die Volkspartei noch deutlicher als in St. Peter und Waltendorf: Sie stürzte von 48 Prozent auf 34 ab. Platz eins konnte damit aber immer noch klar gehalten werden.

Im Bezirk Mariatrost im Nordosten, einem der teuersten Pflaster der Stadt, verlor die ÖVP ähnlich viele Prozentpunkte wie in Ries, blieb aber auch da klar vor den Grünen und der KPÖ. Im Bezirk Andritz im Norden der Landeshauptstadt hat die Volkspartei ebenfalls kräftig Federn lassen müssen. Platz eins konnte aber mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung vor den Grünen gehalten werden.

Im Bezirk Gösting fielen die Verluste für die Volkspartei ausnahmsweise nicht zweistellig aus, sie kam aber nicht einmal mehr auf 30 Prozent – 2017 waren es noch fast 38 Prozent gewesen. Platz zwei geht an eine in diesem Bezirk starke FPÖ, die mehr als 20 Prozent schaffte. In Eggenberg holte die KPÖ die ÖVP vom ersten Platz, indem sie von nicht einmal 18 Prozent auf fast 32 Prozent zulegte.

Im Bezirk Wetzelsdorf kam es ebenfalls zu Umwälzungen: Die ÖVP verlor den ersten Platz an die KPÖ, die vom vierten Platz aus (2017) auch die FPÖ und die SPÖ überholte. In Straßgang dagegen konnte sich die ÖVP an der Spitze halten, die KPÖ rückte da vom vierten auf den zweiten Platz vor. Im jüngsten Bezirk Puntigam hat die ÖVP nur gut drei Prozentpunkte verloren und Platz eins gehalten, vor der KPÖ und der FPÖ.