Die meisten Schadensereignisse verzeichnete die Landeswarnzentrale am Montag – über 400 Meldungen gingen ein. Die Zahl neuer Meldungen geht seit Dienstag deutlich zurück, so der Leiter des Katastrophenschutzes, Harald Eitner.
Hänge werden stabilisiert
Man gleiche nun in Zusammenarbeit mit den drei betroffenen Bezirkshauptmannschaften Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark die Zahlen ab. Mit umfangreichen und aufwändigen baulichen Maßnahmen werden die betroffenen Hänge derzeit stabilisiert. Das würden private Firmen und das Bundesheer übernehmen können. Erst Ende nächste Woche sei hier dann eine konkrete Schadenseinschätzung möglich, heißt es von Seiten des Landes.
Experte rechnet mit weiteren Rutschungen
Der Geologe und Spezialist für Hangrutschungen Herwig Proske von Joanneum Research in Graz rechnet mit weiteren Rutschungen, wie er am Montag in einem ZIB2-Interview betont. Zudem geht Proske von einer hohen Dunkelziffer aus, denn in entlegenen Gebieten wo niemand hinkommt, etwa in Wäldern, dürften ebenfalls viele Hänge ins Rutschen geraten sein.
Geologe Proske über Hangrutschungen
Der Geologe Herwig Proske spricht unter anderem über die Gefahr von Hangrutschungen und warum diese derzeit so groß ist. Zudem berichtet er wie lange die Gefahr von diesen noch anhält, auch wenn es zu regnen aufgehört hat.
Eine rasche Entspannung sieht Herwig Proske nicht, auch wenn das Oberflächenwasser abgeflossen ist: „Die Rutschungen hängen jetzt mit dem unterirdischen Wasserhaushalt zusammen, und da ist davon auszugehen, dass sich das Wasser im Untergrund viel länger hält und eben noch negative Auswirkungen haben kann. Also ich gehe davon aus, dass die Prozesse noch einige Tage anhalten werden.“
Gefährdet seien nicht nur steile Hänge, so der Experte: „Also wir haben oft auch Rutschungen an Hängen beobachtet, die nur fünf oder zehn Grad Hangneigung aufweisen – das ist richtig flach – und trotzdem ins Rutschen kommen. Es hängt einfach mit dem geologischen Untergrund zusammen.“
Harald Eitner meinte im Gespräch mit dem ORF am Montag, dass weitere Hangrutschungen in den Weinbaugebieten erwartet werden. „Nach Ende des Regens betreten die Menschen jetzt ihre Gärten und bemerken, dass es teilweise Risse gibt. Dazu kann ich nur auffordern, das Grundstück anzuschauen und Risse bei der Gemeinde melden.“
Mure bei Kitzeck
Diese Mure bedroht die Wasserversorgung in den Gemeinden St. Andrä bzw. Kitzeck
Evakuierungen notwendig
In St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz mussten nach einem Hangrutsch zehn Häuser evakuiert werden, 25 Personen wurden in Sicherheit gebracht. Eine Person wurde in Kitzeck, drei Personen in Bad Gleichenberg und fünf Personen in Eibiswald aus ihren Häusern gebracht. Insgesamt 82 Menschen mussten seit Freitag aus ihren Wohnhäusern in Sicherheit gebracht werden – mehr dazu in Wasserpegel derzeit stabil. Die Feuerwehren appellieren an Hausbewohner, deren Gebäude von Hangrutschungen gefährdet sein könnten, die Häuser selbständig zu verlassen – mehr dazu in Appell der Einsatzkräfte: „Nichts riskieren!“.
Pegelstände gehen zurück
Die Pegelstände der Flüsse gehen unterdessen weiter zurück. Alle Pegelstände an der Mur sinken laut Aussendung des Landes, der Pegel in Mureck ist mittlerweile auf Warnstufe gelb und nicht mehr rot – Tendenz weiter fallend. Die beiden Bezirke Leibnitz und Südoststeiermark sind nach wie vor Katastrophengebiet, dazu die drei Gemeinden Eibiswald, Wies, St. Peter im Sulmtal und Bad Schwanberg im Bezirk Deutschlandsberg.
Katastrophenschutz wird ständig adaptiert
Experten gehen davon aus, dass derartige Wetter-Extreme aufgrund des Klimawandels häufiger werden. Auch der Katastrophenschutz der Länder muss vermehrt auf diese Entwicklungen reagieren, sagt Harald Eitner: „Wir haben eine Beschaffungsaktion für die steirischen Feuerwehren im Laufen in der Höhe von zehn Millionen Euro. Dabei geht es um Teleskoplader, Lkws, Rollcontainer. Diese Container können je nach Katastrophenfall ausgetauscht auf die Lkws geladen werden – da sind Tauchpumpen drauf, aber bei anderen auch Ausrüstung für Waldbrände.“
Einsatzkräfte im Dauereinsatz
Seitens des steirischen Landesfeuerwehrverbandes heißt es, dass am Montag ein Großteil der Einsätze abgeschlossen werden konnte. Vereinzelt wird noch bei Aufräumarbeiten geholfen, so Sprecher Thomas Meier. In manchen Gebieten müsse aber auch noch gewartet werden, bis der Grundwasserpegel absinke.
Insgesamt waren seit Freitag rund 11.000 Feuerwehrleute im Unwetter- und Hochwassereinsatz. Freitag bis Sonntag wurden rund 2.500 Einsätze gezählt. 525 steirische Wehren rückten aus allen Teilen der Steiermark in den Süden aus.
Seit Freitagabend stehen auch Soldatinnen und Soldaten des Bundesheers in der Südoststeiermark im Einsatz. 30 Soldatinnen und Soldaten aus der Strasser Kaserne helfen in der besonders schwer vom Hochwasser betroffenen Gemeinde Heimschuh. Sie unterstützen die betroffenen Menschen dabei, Schutt, Geröll und Schlamm zu entfernen.