Person gibt Wahlkarte ab
APA/BARBARA GINDL
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Politik

NR-Wahl: Analyse der Ausgangslage

Am Sonntag wird ein neuer Nationalrat gewählt. Der steirische Kommunikations- und Politikexperte Heinz Peter Wassermann, Lehrender an der FH Joanneum in Graz, analysiert die Ausgangslage in der Steiermark.

Mag. Dr. Heinz Peter Wassermann
FH JOANNEUM

Mag. Dr. Heinz Peter Wassermann ist Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge. Er lehrt am Studiengang Journalismus und Public Relations an der FH JOANNEUM in Graz – zum Porträt.

Laut den Umfragen liegt die ÖVP deutlich vor der SPÖ und den Freiheitlichen, die Grünen werden den Wiedereinzug ins Parlament schaffen. Doch wie waren die Mehrheitsverhältnisse bei der letzten Wahl 2017, wie verliefen die Wählerströme? Grundsätzlich gilt laut Heinz Peter Wassermann: Bei der Nationalratswahl 2017 hat die ÖVP in der Steiermark genauso stark abgeschnitten wie auf Bundesebene, die Sozialdemokraten waren etwas schwächer als im Bundesdurchschnitt, die Freiheitlichen in der Steiermark massiv stärker.

Viele Parallelen zum Bund

Auch bei den Wählerströmen habe es 2017 Parallelen mit der Bundesebene gegeben: „Die SPÖ gewinnt am stärksten von den Grünen, verliert allerdings am stärksten in Richtung der Freiheitlichen, was ein Novum war, weil die SPÖ bis jetzt immer den stärksten Wählerschwund in Richtung Nichtwähler gehabt hat“, so Wassermann.

Den stärksten Zustrom zur ÖVP habe es von den Freiheitlichen gegeben – aber auch den stärksten Abstrom. Die FPÖ habe auf Bundesebene von den ehemaligen Sozialdemokraten profitiert, auf Landesebene allerdings am stärksten von den ehemaligen Team-Stronach-Wählern. Von ihren Wählern bei der Wahl 2013 konnte die ÖVP 2017 84 Prozent behalten, die SPÖ und die Freiheitlichen rund drei Viertel und die Grünen nur ein Viertel, analysiert Heinz Peter Wassermann weiter.

Die steirischen Spitzenkandidaten

Im Vorfeld der Nationalratswahl konnten die steirischen Spitzenkandidaten der im Nationalrat und im Landtag vertretenen Parteien im Programm des ORF Steiermark ihre Standpunkte und Ziele darlegen.

Die ÖVP habe 2017 in 159 steirischen Gemeinden eine Mehrheit erreicht, am stärksten war sie in Klöch. Die Sozialdemokraten bekamen in 35 Gemeinden eine Mehrheit, besonders erfolgreich waren sie in Selzthal. Hochburg der Freiheitlichen war Hartl in Bezirk Hartberg-Fürstenfeld – sie hatten in insgesamt 90 Gemeinden die Nase vorne.

Bildungsstand als Hinweis

Wer zu welcher Partei tendiert, lasse sich auch am Bildungsstand ablesen, so der Politikexperte, der hierbei „zeitweise ganz massive Zusammenhänge“ ausmacht: „Um nur zwei Extrempole zu nennen: Die Pflichtschulabsolventen tendieren ganz massiv in Richtung FPÖ und ganz schwach in Richtung der Grünen, NEOS und Liste Pilz. Bei den Hochschulabsolventen ist es genau umgekehrt.“

Übrigens: Je mehr Wahlberechtigte in einer Gemeinde wohnen, desto geringer wird erfahrungsgemäß die Wahlbeteiligung, sagt Wassermann. 2017 seien offenbar aber polarisierende Wahlen gewesen, die Beteiligung sei in 138 steirischen Gemeinden gestiegen – und auch insgesamt lag sie mit fast 80 Prozent höher als 2013.